Dienstag, 18. Dezember 2012


AIR CHIEF MARSHAL SIR HUGH DOWDING, eine der schillernden Figuren des BATTLE OVER BRITAIN (Beginn: 13. Aug. 1940)

File:Hugh Dowding.jpg

DOWDING, hervorragender Organisateur und Führer des FIGHTER COMMAND, war "ein schwächlich wirkender Mann mit einem knöchernen Gesicht und leicht stechenden Augen". Wie es sich für einen guten Briten gehört, hatte er auch einige Spleens. DOWDING war Sonderling und Spiritist. Er glaubte nämlich auf irgendeine Weise mit seinen abgeschossenen Piloten in Verbindung zu stehen. Was die ihm gesagt haben, werden wir wohl niemals erfahren. Sicher nichts allzu Gutes. Nach RAYMOND CARTIER war er die "farbloseste und kälteste Persönlichkeit der englischen Fliegerei". Dazu paßte auch gut sein Spitzname "Stuffy"=Muffel. Er baute 53 Staffeln auf und setzte die SPITFIRE durch. Das Hauptquartier des schrulligen Marshals (an dem MONTY PYTHON'S sicher ihre helle Freude gehabt hätten) war -by the way-eine Mädchenschule. Von BENTLY PRIORY aus leitete er den BATTLE OVER BRITAIN .
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Nach WILL BERTHOLD: INFERNO, SIEGE UND NIEDERLAGEN, München 1983 (bei Goldmann erschienen), S. 22.
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E.
SPINOZA: Die absolut unendliche SUBSTANZ ist unteilbar. (Ich habe es immer geahnt! Da ist nichts zu machen. Einfach unteilbar!)
Diese ist die NATURA NATURANS im Gegensatz zur NATURA NATURATA.
Beweis durch Widerlegung des Gegenteils: zu kompliziert, wird hier deswegen weggelassen.
Definition der SUBSTANZ: das, dessen Begriff eines anderen Dinges nicht bedarf, um daraus gebildet zu werden. Aus ihr folgt unendlich Vieles auf unendlich viele Weisen wie z.B. die Dinge dieser Welt. Ihr Wesen besteht darin, daß sie danach streben, in ihrem Sein zu beharren, was sie mit meiner Erlaubnis tun können. So besteht auch nach SPINOZA das Glück darin, sein Sein zu erhalten. Deswegen verabscheue es der GEIST, sich etwas vorzustellen, was sein oder des Körpers Vermögen vermindert.
Dagegen GOETHE, FAUST, DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL:
"Ich bin der Geist, der stets verneint!
und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
ist wert, daß es zugrunde geht;
drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
mein eigentliches Element."
Und:
"Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,
gewöhnlich für ein Ganzes hält-
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war..."
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Der Geist sträubt sich gegen jegliche Verminderung des Potenzials. JACK LONDON gebraucht die Formulierung "was sich zwischen mich und das Leben stellt" (Der Seewolf).
DAGOBERT DUCK, eines meiner Vorbilder, leidet geradezu physisch, wenn seine geliebten Talerchen vermindert werden. ("Ich geh' am Bettelstab!" etc.)
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So, das wär's.
E.  (gemäßigter Spinozist.-Hoch lebe "Spinazo"!)

Samstag, 15. Dezember 2012

MODERNES BOXEN: GESCHICHTE



Boxen wurde als Sport und als Kriegsvorbereitung seit der Antike betrieben. Dabei galten unterschiedliche Regeln oder gar keine.

Die Ursprünge des Modernen Boxens liegen aber in England. Im 17. Jahrhundert fanden die ersten schriftlich belegten Kämpfe statt (1681 unter dem Herzog von Albemarle). Ab 1698 wurden im Londoner Königstheater regelmässige Boxveranstaltungen durchgeführt.

Die frühen Kämpfe waren noch Bare-knuckle, also ohne Handschutz. Erste Regeln wurden von James Figg eingeführt. 1719 wurde Figg Meister von England. 1743 wurden die Broughton Rules veröffentlicht. Tiefschläge und das Einschlagen auf am Boden liegende Gegner wurden verboten.
1838 wurden die London Prize Ring Rules eingeführt. Danach sollte der Kampf mit bandagierten Fäusten in einem Ring stattfinden. Schon vorher gab es aber Überlegungen in diese Richtung.
1861 kam es nach einem illegalen Meisterschaftskampf von 1860 zum "Anti-prize Fight Act".
1867 wurden die London Prize Ring Rules so abgeändert, dass die ersten Boxregeln für das Boxen mit Handschuhen eingeführt wurden. Aktiv war dabei ein Bekannter des Marquess of Queensberry, weshalb man auch von den Queensberry-Regeln sprach. Die neuen Regeln setzten sich aber erst 1892 richtig durch.


volksfreund.de:
Ring frei für den Pfälzer "Rocky"
Ein interessanter Bericht über die Boxer-Dokumentation "Comeback".

Sonntag, 9. Dezember 2012

J.W. VON OECHELHAEUSER: WIR ZOGEN IN DAS FELD

"Bücher, die dem Frontsoldaten in diesem schrecklichen Krieg gerecht werden, gibt es wenige. Eines, eines der besten, das wir kennen, ist OECHELHAEUSERS 'WIR ZOGEN IN DAS FELD'".
Die Welt

VON OECHELHAEUSER, Jahrgang 1922, war Panzerkommandant an der Ostfront (über hundert Gefechtstage).
Ich besitze eine handsignierte Ausgabe mit folgender Widmung des Autors:
"Im Krieg lernt man, um den Glauben zu beten." v. Oechelhaeuser-1988-

Das Buch ist eine hundertfache Bestätigung des Sprichwortes "NULLA SALUS BELLO". Exemplarisch sei hier die ergreifende Episode von "KNÜPPELPAULE" zitiert:

"Das Lazarett ist längst voll belegt. Neben mir ist seit Tagen ein schwerer Fall einquartiert. Die junge Schwesternhelferin, die mir das Essen bringt, flüstert es mir fast wie ein großes Geheimnis zu. 'Hoher SS-Führer. Beide Beine amputiert. Aus Rußland.' (...) Wenn morgens und abends seine und meine Türe zum Choralsingen geöffnet werden, höre ich ihn phantasieren. Er flucht. Er kommandiert. Er funkt. Und sind Gebet und Choral beendet, brüllt er: 'Hängt den Kerl da ab! Hängt den Kerl da ab! Macht die Türen zu! Laßt das verfluchte Gesinge!' (...) Wir kommen auf die Front zu sprechen. Gott sei Dank. Die Front macht uns beiden den Mund auf. Ich werde sogar neugierig und hellhörig, als er erzählt, Bataillonskommandeur bei der SS-Kavalleriedivision zu sein. Ich erfahre, daß er an derselben Frontstelle verwundet wurde wie ich, nur einen Tag später, und daß die Strohschoberhöhe nicht eingenommen wurde."

Der verwundete SS-Offizier erzählt nun, wie durch einen Irrtum der Eisenbahner ein vollbesetzter Lazarettzug stehen gelassen wurde und den Russen in die Hände fiel. Einen anderen, schwach besetzten Zug ließ man abfahren. VON OECHELHAUSSER, der sich in diesem Zug befand, wird schlagartig klar: Diesem Irrtum hatte er sein Leben zu verdanken:

"Dann schaue ich wieder den unglücklichen Erzähler meiner Rettung an, der aber nicht weiß, daß er sie mir erzählte, und frage ihn, ob er einen Spitznamen habe. Ich frage weiter, ob KNÜPPELPAULE sein Spitzname sei. Er lacht heiser und nickt und sagt ja. (...) Nach dem Choral am nächsten Morgen fällt in der Stube meines Nachbarn ein Pistolenschuß, und darauf kracht irgend etwas zu Boden. Das Krachen überlärmt noch sein heiser dröhnendes Gelächter. Er hatte den Christus von der Wand geschossen.
Er kämpfte noch zwei Tage und eine Nacht gegen seinen FREUND HEIN. Dann kämpfte er nicht mehr.
In sein Zimmer kommt ein Major von der Standortkommandantur KOBLENZ, der an Magenbeschwerden leidet."
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Dieses Buch sei jedem historisch Denkenden anempfohlen!
E.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

MODERNES BOXEN: TRAININGSTIPPS



Wir haben uns in unseren Blogs an verschiedenen Stellen mit Kampfsport beschäftigt.
In unserem Antikenblog haben wir uns z. B. mit dem Boxen in der Antike beschäftigt.
Es wird höchste Zeit, dass wir auch modernes Boxen analysieren.

Zuerst sollen einmal Tips zum privaten Training zuhause erfolgen:

Am Anfang musst du den Boxsack sauber in der Decke an einem geeigneten Ort verdübeln.
Bei kleinen Säcken genügt ein Dübel, bei schweren gibt es eine Aufhängung mit mehreren Dübeln.

Dann machst du zuerst Seilspringen und Schattenboxen zum Aufwärmen.

Geboxt wird normalerweise in Linksauslage für Rechtshänder. Es gibt aber auch Ausnahmen. Dann nimmst du die Doppeldeckung hoch, darfst aber nicht verkrampfen.
Du solltest am Anfang statisch boxen und dich auf die Schläge konzentrieren, später aber dich um den Sandsack herum bewegen und auch die Distanz variieren. Dann wirst du flexibler.

Du übst am Boxsack zuerst die Grundschläge wie Gerade, Aufwärtshaken und Seitwärtshaken. Die werden dir in Videos im Internet gezeigt. Lass aber die Deckung oben!
Schläge können gegen Kopf oder Körper erfolgen. Danach kommen Kombinationen an die Reihe.
Am Boxsack solltest du deine Hände gut bandagieren und ausreichend gepolsterte Handschuhe tragen. Die Fäuste müssen beim Schlag angespannt werden - nicht aber in der Ruhehaltung - und der Daumen darf niemals in der Faust sein!

unser Video auf Youtube: Spelunkenboxen

Bsp.:

- linke Gerade - rechte Gerade
- linke Gerade - rechte Gerade - linke Gerade
- linke Gerade - linke Gerade - rechte Gerade (links leicht vorfühlen, dann rechts schwer reinhauen)
- linke Gerade - rechte Gerade - rechte Gerade - linke Gerade
- 2 linke Geraden - 2 rechte Geraden
- linke Gerade zum Kopf - linke Gerade zum Körper - linke Gerade - rechte Gerade (oder letzte 2 umgekehrt)

- linke Gerade - rechte Gerade - linker Seitwärtshaken zum Kopf
- linke Gerade - rechte Gerade - (linke Gerade -) rechter Seitwärtsh. zum Kopf
- linke Gerade - rechter Aufwärtsh. (Körper) - rechte Gerade - linker Aufwärtsh. (Körper)
- linke Gerade - rechter Aufwärtsh. (Körper) - rechter Seitwärtsh. (Kopf) - linke Gerade

- linke Gerade - linke Gerade/rechte Gerade (schnelle Folge) - rechter Hammer
- 3x linke Gerade - linke Gerade/rechte Gerade/linke Gerade/rechte Gerade (schnelle Folge)

Wenn nichts dabei steht, gilt der Schlag dem Kopf.

Du kannst auch "Dirty Boxing" trainieren mit Ohrfeige, Hammerschlag (Faustschlag von oben à la Bud Spencer) und Backfist (Rückhandschlag mit Faust; bes. wirksam, aber schwierig, aus der Drehung).

Es lebe der Kampfsport!



Donnerstag, 29. November 2012

ISAAC ASIMOV SPRICHT:

Es gibt niemand, der nichts weiß.

Ich spreche:...aber viele, die nicht viel wissen. (Das macht aber nichts.)
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E.


Mittwoch, 28. November 2012

CHARLES BELLAMY REDET KLARTEXT:

BELLAMY "war vielleicht der schillerndste Vertreter des Anarchismus von New Providence" (D. Mitchell).
Zusammen mit VANE hatte er aus einem versenkten Schiff einen Schatz geraubt.
Einem Kapitän, der sich weigerte, Pirat zu werden, hielt er folgende fromme Ansprache:

"Verdammte Schweinerei...du bist ein kriecherischer kleiner Hund, denn das sind alle, die sich den Gesetzen unterwerfen, die von reichen Männern zu ihrem eigenen Schutz gemacht wurden; denn diese feigen Hundesöhne haben nicht den Mut, das, was sie durch ihre Schurkereien erworben haben, anders zu verteidigen...Uns verleumden sie, die Schurken, und dabei gibt es nur diesen Unterschied: Sie berauben die Armen unter dem Schutz des Gesetzes, und wir plündern die Reichen unter dm Schutz unserer Tapferkeit. Solltest du dich nicht lieber uns anschließen, anstatt diesen Lumpen in den Arsch zu kriechen und für sie zu arbeiten? Ich bin ein freier Fürst, und ich habe das gleiche Recht, gegen die ganze Welt in den Krieg zu ziehen, wie derjenige, der hundert Segelschiffe übers Meer fahren läßt...Aber mit solchen winselnden Hundesöhnen läßt sich ja nicht vernünftig reden, die es zulassen, daß ihre Vorgesetzten sie nach Belieben auf Deck herumstoßen, und die in Glaubenssachen auf einen zuhälterischen Pfarrer hören, auf einen Narren, der selbst weder tut noch glaubt, was er den dickschädeligen Narren in seinen Predigten verzapft."
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Ganz meiner Meinung, MR. BELLAMY (ich hätte es nicht schöner sagen können!).
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E.

Samstag, 24. November 2012

BLACKBEARD
aka EDWARD TEACH

* ca. 1680 - 1718

Edward Teach oder Thatch war einer der bekanntesten englischen Piraten im karibischen Raum.




File:Pirate Flag of Blackbeard (Edward Teach).svg

Freitag, 23. November 2012

10.) OLD SCHOPENHAUER MELDET SICH ZURÜCK: 15 elementare und nicht weniger fundamentale Statements über die LETZTEN DINGE!

1.) Alle zu hassen, ist viel zu anstrengend:
"Und andrerseits, wenn man alle erbärmlichen Wichte hassen wollte, da hätte man viel zu tun..."
2.) "Was für ein Neuling ist doch der, welcher wähnt, Geist und Verstand zu zeigen wäre ein Mittel, sich in Gesellschaft beliebt zu machen!"
Die Blöden mögen halt keine Intellektuellen. Beide sind so eine Art natürlicher Feinde!
3.) Weiber 1:
"Das niedrig gewachsene, schmalschultrige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht das schöne nennen konnte nur der vom Geschlechtstrieb umnebelte männliche Intellekt: in diesem Triebe nämlich steckt seine ganze Schönheit."
Das habe nicht ich gesagt! Schopenhauer, seines Zeichens praktizierender Weiberfeind, war ein Mensch des 19. Jahrhunderts. Außerdem hatte er schlechte Erfahrungen gemacht. Er mußte nämlich einer Frau eine lebenslängliche Rente bezahlen. Diese war ihm mit einer Freundin auf die Bude gerückt, und Schopenhauer hatte sie gestoßen, so daß diese hinfiel und sich verletzte. Die Frauen haben übrigens heute längere Beine!
Die Männer kommen allerdings bei diesem Zitat auch nicht gut weg, wie bei old Schopi niemand gut wegkommt.
4.) Weiber 2: "Daß das Weib, seiner Natur nach, zum Gehorchen bestimmt sei, gibt sich daran zu erkennen, daß eine jede, welche in die ihr naturwidrige Lage gänzlicher Unabhängigkeit versetzt wird, alsbald sich irgend einem Manne anschließt, von dem sie sich lenken und beherrschen läßt; weil sie eines Herrn bedarf. Ist sie jung, so ist es ein Liebhaber; ist sie alt, ein Beichtvater."
Das stimmt natürlich heute nur noch bedingt. Dennoch gibt es immer noch genug Frauen, die einen Ernährer suchen oder das Wunder vom Mann erwarten.
5.) Jetzt wird's finster:
"Als Zweck unsers Daseins ist in der Tat nichts anders anzugeben, als die Erkenntnis, daß wir besser nicht da wären. Dies aber ist die wichtigste aller Wahrheiten..."
Bei aller Skepsis wurde old Schopi dennoch very old!
6.) "In der christlichen Religion ist das Dasein Gottes eine ausgemachte Sache und über alle Untersuchungen erhaben. (...) Die Philosophie hingegen ist eine Wissenschaft und hat als solche keine Glaubensartikel..."
Am besten man glaubt überhaupt nichts, was man so erzählt bekommt.
7.) "...denn ein theoretisches Dogma, welches mitunter sich herausnimmt, jeden, der es nicht gelten läßt, zum Schurken zu stempeln, verdiente doch wohl, daß man ihm ein Mal ordentlich auf den Zahn fühlte."
Dogmen sind Mist!
8.) Über Gottesbeweise:
"Ja, gegen dieselben haben, von dem an, die Philosophieprofessoren äußerst vornehm getan, sogar eine entschiedene Verachtung dagegen an den Tag gelegt: weil nämlich die Sache sich so ganz von selbst verstände, daß es lächerlich sei, sie erst beweisen zu wollen. Ei, ei, ei! hätte man doch das früher gewußt! Dann würde man sich nicht Jahrhunderte lang um solche Beweise abgemüht haben, und KANT hätte nicht nötig gehabt, dieselben mit dem ganzen Gewicht der Vernunftkritik zu zermalmen."
Nur gut, daß man in der Religion nix zu beweisen braucht!
9.) "Aber Optimismus ist, in den Religionen, wie in der Philosophie, ein Grundirrtum, der aller Wahrheit den Weg vertritt."
Zum Optimismus in der Philosophie: siehe VOLTAIRE: CANDIDE! (sotospeak ein ANTI-LEIBNIZ)
( In eigener Sache: Daß Frömmler oft optimistisch sind, ist allgemein bekannt. Mich wundert nur, warum viele von denen so verkniffen gucken.
 Ich habe einmal ein religiöses Event über mich ergehen lassen müssen, wo süßliche Liedchen vorgeträllert wurden, sozusagen ein kleiner Vorgeschmack auf das Paradies! Eines dieser Machwerke enthielt die Zeile: "...mögen doch die Menschen jung und alt-zu einem frohen Schaffen sich erheben".
Ich für meine Person erhebe mich ganz und gar nicht gern und schon gar nicht froh aus dem Bett (und schon gar nicht zu einem frohen Schaffen!). Außerdem liegt mir von Natur aus jede Form banausischer Arbeit äußerst fern, da ich, wenn überhaupt, ein "Arbeiter der Stirn" bin.
In einem weiteren optimistischen Liedchen kommt die Zeile vor: "Danke für meine Arbeitsstelle..."
Muß man dazu noch mehr sagen?)
10.) "Der innerste Kern und Geist des Christentums ist mit dem des Brahmanismus und Buddhaismus der selbe: sämtlich lehren sie eine schwere Verschuldung des Menschengeschlechts durch sein Dasein selbst..."
Der Christenmensch ist immer sündig-und das rund um die Uhr! "Poenitentiam agite" (kann ich da bloß sagen). Diese Meinung ist anscheinend auch einer der Protagonisten in ECOS "Name der Rose". Er sagt nämlich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit sowie zu jeder Uhrzeit: "Poenitentiam agite!
11.) "Wenn man im Herbst die kleine Welt der Insekten betrachtet und sieht, wie das eine sich sein Bett bereitet, um zu schlafen, den langen, erstarrenden Winterschlaf; das andere sich einspinnt, um als Puppe zu überwintern und einst, im Frühling, verjüngt und vervollkommnet zu erwachen...so ist dies die große Unsterblichkeitslehre der Natur, welche uns beibringen möchte, daß zwischen Schlaf und Tod kein radikaler Unterschied ist, sondern der eine so wenig wie der andere das Dasein gefährdet."
Das Leben an sich scheint unsterblich zu sein, das individuelle hingegen nicht.
12.) "Je deutlicher einer sich der Hinfälligkeit, Nichtigkeit und traumartigen Beschaffenheit aller Dinge bewußt wird, desto deutlicher wird er sich auch der Ewigkeit seines eigenen innern Wesens bewußt; weil doch eigentlich nur im Gegensatz zu diesem jene Beschaffenheit der Dinge erkannt wird, wie man den raschen Lauf seines Schiffs nur nach dem festen Ufer sehend wahrnimmt, nicht wenn man in das Schiff selbst sieht."
Quod demonstrandum esset!
13.) "Bin ich allererst bei meiner Geburt  aus nichts geworden und geschaffen; so ist die höchste Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß ich im Tode wieder zu nichts werde. Unendliche Dinge 'a parte post' und nichts 'a parte ante' gehen nicht zusammen. Nur was selbst ursprünglich, ewig, ungeschaffen ist, kann unzerstörbar sein."
Der Rest ist frommes Wunschdenken, ihr lieben Leute. Zu glauben, man existiere post mortem ewig, ist eine besondere Form der Selbstüberschätzung, befürchte ich.-
14.) "nach deinem Tod wirst du sein, was du vor deiner Geburt warst."
Toll, kann es kaum erwarten!
15.) "was immer du nach deinem Tode sein wirst-und wäre es nichts,-wird dir alsdann ebenso natürlich und angemessen sein, wie es dir jetzt dein individuelles, organisches Dasein ist: also hättest du höchstens den Augenblick des Übergangs zu fürchten."
-Natura duce numquam errabis.-
-Don't fear the reaper! (Blue Oyster Cult,  amerikanische Rockband).
-Keiner weiß am Morgen, was der Abend bringt.
-Noch ist nicht aller Tage Abend.
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E.

Donnerstag, 22. November 2012

DER BESSERE ENTSCHLUSS: GENERAL DER WEHRMACHT RUDOLF SCHMIDT (in einem Gespräch mit ERWIN ROMMEL über den Panzerkrieg):
"Es gibt immer zwei Entschlüsse; der kühnere ist immer der richtigere."
Zitiert nach: WILL BERTHOLD: INFERNO-DIE ERSTEN BLITZSIEGE (lesenswert!)
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E.

Sonntag, 18. November 2012

BARTHOLOMEW SHARP: 400 Silberbarren im Eimer!

oder: Ich bin völlig unschuldig!

Heute wollen wir BARTHOLOMEW SHARP gedenken. In seiner "beruflichen" Laufbahn hatte er ein wenig Pech. Er wurde nämlich zweimal als Kapitän abgesägt. Da es wohl keinen besseren Mann gab, wählte man ihn immer wieder. Als er die SANTA ROSARIO kaperte, fielen ihm 400 Barren Silber in die Hände. Da er diese versehentlich für Zinn hielt, warf man sie über Bord. Wie man erzählte, interessierte sich SHARP sowieso viel mehr für den Brandy (620 Krüge-Prost!) und eine Frau, die zur Beute gehörten.
1682 befand er sich nach langer Abwesenheit wieder in seiner geliebten KARIBIK. SHARP hatte vorher das KAP HORN umsegelt, was für seine seemännischen Kenntnisse spricht! Dort angekommen, wurde es allerdings ein wenig ungemütlich für ihn: Von BARBADOS wurde er von einer Fregatte der Kriegsflotte verjagt, und der Gouverneur von ANTIGUA verweigerte ihm auch die Einreise, was nicht sehr nett von ihm war. Schließlich landete er auf NEVIS. Von dort aus ging er nach MERRY OLD ENGLAND.
SHARP schreibt in seinem Tagebuch, daß er auf der SANTA ROSARIO ein wertvolles Manuskript gefunden habe, in dem u.a. Landeplätze und Häfen verzeichnet seien. Auch sei darin beschrieben, wie man ein Schiff in den jeweiligen Hafen steuern könne.
In LONDON wird er "aus Mangel an Beweisen" freigesprochen! (In Wirklichkeit, weil er dem König eine Kopie der Karte vermacht hatte.) Er wird sogar zum Kommandeur einer Schaluppe gemacht, um in der Karibik "Indianer und Piraten zu jagen". (Toller Job!)
Zwei weitere Gerichtsverfahren gegen ihn führten ebenfalls nichts bzw. zum Freispruch. Wie man sieht, war Sharp ein  Engel der reinen Unschuld! Der Gouverneur von NEVIS hatte übrigens an seinen Raubzügen kräftig mitverdient. Von irgendwas muß man ja leben! Später wurde SHARP "Gouverneur" der Insel ANGUILLA, wo er eifrig Kaperbriefe an seine alten Kumpel verkaufte. SHARP scheint nicht ohne Humor gewesen zu sein: Er zündete sich nämlich mit Haftbefehlen, die gegen ihn ausgestellt waren, die Pfeife an.
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Quelle: DAVID MITCHELL: PIRATEN.
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E.

Mittwoch, 7. November 2012

THE CAPTAIN SPEAKING:

"Look, Jim, how my fingers fidges", he continued, in the pleading tone. "I can't keep 'em still, not I. I haven't had a drop this blessed day. That doctor's a fool, I tell you. If I don't have a drain o' rum, Jim, I'll have the horrors; I seen some on 'em already. I seen OLD FLINT in the corner there, behind you; as plain as print, I seen him; and if I get the horrors, I'm a man that has lived rough...I was first mate, I was OLD FLINT'S first mate, and I'm the on'y one as knows the place."
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ROBERT LOUIS STEVENSON: TREASURE ISLAND, Chapter III (the black spot).-
E.
EDWARD DAVIS

oder: Ich muß kurz mal etwas Geld holen!

Berufliche Tätigkeit:
a) Kapern von spanischen Schiffen
Zeit: zwischen 1680 und 1688 (also verjährt!)
b) Plündern von span. Häfen.
Operationsbasis und Stützpunkt: JAMAIKA.
 DAVIS war BUKANIER. Sein Schiff war die BATCHELOR'S DELIGHT. Er lebte als reicher Mann auf JAMAIKA (wo es den guten Rum gibt) in Ruhe und Behaglichkeit (würde mir auch gefallen!). Angeblich hatte er einen Goldschatz auf der KOKOS-INSEL (ISLAS DE COCOS) versteckt. DAVIS soll auch die OSTERINSELN entdeckt haben!
Immer wenn er pleite war, begab er sich auf eine geheimnisvolle Seereise, von der er mit Geld zurückkam. Vermutlich hatte er jedesmal Geld aus seinem Schatzversteck abgeholt, sozusagen von seiner "Privatbank". Es scheint, daß DAVIS wenig Vertrauen in "richtige" Banken hatte, was nachvollziehbar ist.
1702 verschwand er spurlos und ward nicht mehr gesehen! Einfach weg!
(Entweder tot oder verschwunden bzw. für alle Zeiten untergetaucht; letzteres würde mir auch gefallen!)
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LIT:
Hartmund Roder (Hg.): Piraten, die Herren der Sieben Meere. Bremen, 2000.
Marcus Rediker: Villains of all Nations. Atlantic Pirates in the Golden Age. Boston, 2004.
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Capt'n E.

Montag, 5. November 2012

"UNSEREM VERTRAUENSWÜRDIGEN UND GELIEBTEN CAPTAIN WILLIAM KIDD"
...wurde vom KÖNIG WILHELM 2 Kaperbriefe ausgestellt, die Kidd ermächtigten sowohl französische Schiffe als auch Piratenschiffe anzugreifen. Es konnten natürlich auch französische Piratenschiffe sein.
Von denen gab es ja auch genug.
WILLIAM KIDD wurde wahrscheinlich 1645 in Schottland (Greenock?) geboren. Sein Vater war presbyterianischer Geistlicher. (Schrecklich, da wäre ich auch Pirat geworden). Halleluja!
Gesichert gilt: 1669 bis 1691 kämpfte KIDD in WESTINDIEN als FREIBEUTERKAPITÄN. Kämpfen ist immer gut!- Ein tapferer Mann. Leider meuterte seine Mannschaft. (Mist!) Unter einem gewissen ROBERT CULLIFORD wurden seine Leute zu Piraten. KIDD heiratete erst einmal, und zwar reich! Recht so! Er bekam das Kommando über die ADVENTURE GALLEY und wurde in den Indischen Ozean geschickt. Die Hintermänner waren Minister der britischen Regierung, die a) sich bereichern wollten und b) sich nicht die Hände schmutzig machen wollten. Feine Herren! (Eigentlich wie zu allen Zeiten!)
1696: KIDD weigert sich eine Schaluppe der Kriegflotte ordnungsgemäß zu grüßen. Eine Preßpatrouille nahm ihm daraufhin seine besten Leute weg. In NEW YORK ergänzte er dann seine Mannschaft mit Piraten. Das hätte er besser bleiben lassen, denn diese feinen Gentlemen zwangen ihn, ihren Beuteanteil von 25 auf 40 Prozent zu erhöhen.
Die Reise führte über eine Distanz von 9000 Meilen! Unterwegs starb ein Drittel der Mannschaft an Cholera und Skorbut. Es folgten einige Fehlschläge und Pleiten. Meuterei lag in der Luft! Eine arabische Barke, die KIDD geplündert hatte, verpfiff ihn bei der EAST INDIA COMPANY. Er hätte das arabische Schiff besser zur Hölle geschickt, denn die ADVENTURE GALLEY wurde daraufhin von zwei Portugiesen schwer beschädigt. Als sich KIDD weigerte die LOYAL CAPTAIN zu kapern, gab es einen Streit, in dessen Verlauf KIDD dem Kanonier WILLIAM MOORE einen Eimer auf den Kopf schlug, was MOORE nicht überlebte.
Um der beutegierigen Mannschaft das Maul zu stopfen, wurden 3 kleinere Schiffe gekapert.
1698: KIDD kapert vor der MALABARKÜSTE die QUETTA MERCHANT. Jetzt wurden keine roten Zahlen mehr geschrieben und alle waren happy. Wir gratulieren zu diesem Erfolg! (Der Schiffseigner war übrigens ein Inder, die Ladung gehörte armenischen Händlern, die Mannschaft waren Araber, der Kapitän Engländer mit französischen Papieren. Mein Mitgefühl hält sich somit in Grenzen.)
KIDD verkaufte einen Teil der Ladung und verteilte ihn an seine Leute. Das war ein Fehler! Doch hätte er es nicht getan, sie hätten ihn vermutlich über die Klinge springen lassen. Nette Jungs! Alle vorbestraft!
Dann nahm man  Kurs auf MADAGASKAR (Jeder kennt das Lied: Wir lagen vor Madagaskar...). Die ADVENTURE GALLEY war mittlerweile schwer ramponiert. Dort angekommen, trafen sie auf die MOCHA von Freund CULLIFORD. Doch die Wiedersehensfreude muß nicht groß gewesen sein. CULLIFORD floh an Land. Und KIDDS Leute gingen zu CULLIFORD über. KIDD selbst verschanzte sich in der Kabine.
November 1698: Kurs Karibik. Doch dann ließ man ihn plötzlich fallen. Es ergingen Haftbefehle an  die Gouveneure der englischen Kolonien.
Dann ging alles ganz schnell: KIDD transportiert seinen Schatz auf den ISTHMUS von DARIEN-KIDD sucht Asyl beim Gouverneur von ST. THOMAS, wird aber abgewiesen-in ANTIGUA bekommt er den Rat, die QUETTA MERCHANT aufzugeben-er kauft eine Schaluppe und setzt die QUETTA MERCHANT an der Südostküste von HISPANIOLA auf Grund-er segelt nach LONG ISLAND-dort deponiert er einige Schatzkisten bei seinem alten Kumpel JOHN GARDINER-das meiste davon wird aber später beschlagnahmt-KIDD verhandelt mit BELLOMONT und versucht, seine Unschuld zu beweisen-KIDD wird in Ketten gelegt und in ein kaltes und feuchtes Verlies geworfen-dort muß er die Neujahrspredigt eines Pfaffen namens COTTON MATHER über sich ergehen lassen-Februar 1700: KIDD wird nach London gebracht-dort schmachtet er bis März 1701 im Gefängnis NEWGATE.
In der folgenden Verhandlung blieb er seinen Auftraggebern gegenüber loyal, obwohl man ihm die konfiszierten Schiffspapiere (die ihn entlastet hätten) nicht zurückgab. Das war nicht fein!  Seine Loyalität war zwar sehr edel, aber falsch! Er hätte die Hintermänner besser in die Pfanne gehauen, denn das haben sie mit ihm ja auch gemacht. Verdient hätten sie es gehabt. Und die Opposition hätte bloß darauf gewartet.  (Die meisten verdienen übrigens eh keine Loyalität, und man sollte nur loyal gegenüber einer einzigen Person sein: nämlich gegenüber sich selbst!)-Erst nach 200 Jahren tauchten die Schiffspapiere wieder auf. Ein Forscher hatte sie in einem Archiv entdeckt. A little bit too late!
Am 23. Mai 1701 wurde KIDD in WAPPING gehenkt. Er war sturzbetrunken, wie es sich für einen Piraten gehört. Beim ersten Mal riß der Strick!-Schweinerei das Ganze! Fragt man sich: Wer ist schlimmer? Der Pirat oder die Staatsgewalt?
 Seinen Schatz hat man bisher vergeblich gesucht (Schätzwert angeblich 1 Million Pfund!).
Legenden:
1.) Sein Schiff wurde gesehen, wie es im Nebel über das Wasser gleitet!
2.) Er erscheint Schatzsuchern im Mondlicht mit Entermesser! (Auch nicht schlecht!)
3.) Eine rührende Variante: Ein Seemann mit durchnäßten Kleidern klopft an die Tür eines Farmhauses und fragt nach dem Weg. Er zahlt für Übernachtung mit fremdartigen Goldmünzen! (Vielleicht wird ihm diese Legende am meisten gerecht!)
Meine Meinung: KIDD war ein armes Schwein und ein "Sündenbock" (D.MITCHELL), den schmierige Rechtverdreher und Politiker auf dem Gewissen haben.
QUELLE: DAVID MITCHELL PIRATEN: Geschichte und Abenteuer der Seeräuber auf den Weltmeeren, Wien u.a., 1977, S. 112-118.
Das Buch von MITCHELL kann ich nur wärmstens empfehlen! Es ist für jeden "Piratenfan" ein absolutes Muß! Der Geist von Captain KIDD wird euch erscheinen, wenn ihr es nicht lest!
Es gibt übrigens ein tolles Jugendbuch von RAINER M. SCHRÖDER: DIE LETZTE FAHRT DES CAPTAIN KIDD (Schneider-Buch).---
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CAPTAIN E.


Samstag, 27. Oktober 2012

MASTER LIECHTENAUER (1389) TEACHES:

"If you are fearful, never learn any art of fighting."
(Quelle: thearma. org; exzellente Fechtseite! Summa cum laude!)
BUCHTIPS FOR ALL TRUE SWORDSMEN AND SCHOLARS OF THE SWORD:

JOSEF SWETMAN: THE SCHOOLE OF THE NOBLE AND WORTHY SCIENCE OF DEFENCE, 1617.
CAPTAIN JOHN GODFREY: A TREATISE UPON THE USEFUL SCIENCE OF DEFENCE, 1747.
HANS HOLLYWARS (15. CENTURY): ÜBER DAS FECHTEN

With nightly joy,
as you will note,
the art of fencing I did promote.
With axe and halberd, staff and sword,
as it did please my royal Lord;
all done by rule and properly
so the true basis you may see.


BARTHOLOMEW ROBERTS, GENTLEMAN



ROBERTS war Gentleman und Pirat. Das Piratenhandwerk lernte er auf der ROYAL ROVER, einem Schiff des Kapitän DAVIS mit 32 Kanonen und 27 Drehbassen. (Dieser hatte übrigens sieben englische und holländische Schiffe gekapert-eine stramme Leistung!)
Von DEFOE wissen wir, daß Roberts ein großgewachsener Mann mit dunklem Teint war, der sich immer à la mode kleidete. Roberts trank keine alkoholischen Getränke, sondern Tee! Dennoch war er kein Spielverderber (D. Mitchel).
Seine erste "Amtshandlung" war die Beschießung eines portugiesischen Forts, wobei auch zwei Schiffe der Portugiesen in Flammen aufgingen. Dann segelte die ROVER nach Brasilien. Unterwegs traf man auf die portugiesische Flotte (42 Fahrzeuge+2 Kriegsschiffe mit je 70 Kanonen). Nach einer Breitseite wurde die SAGRADA FAMILIA (40 Kanonen) geentert. Der fromme Name hat ihr nichts genützt. Roberts segelte mit dem neuen Schiff auf und davon. Die Beute (und nur darum ging es vernünftigerweise) war unermeßlich (u.a. 50 000 Moidores=70 000 Pfund).
Nach so viel Arbeit machte Roberts erst einmal Ferien auf der Teufelsinsel. Von da ging es nach Westindien.
Wenige Monate später, im Juni 1720, tauchte er mit nur einer Schaluppe (60 Mann, 10 Geschütze) im Hafen von Trepanny /Neufundland auf. Die Gegenseite verfügte über 1200 Mann und 40 Kanonen. Der Gouverneur von Neuengland, wahrscheinlich ein heimlicher Roberts-Fan, schrieb, man könne dieser Tapferkeit und diesem Wagemut die Bewunderung nicht versagen.
Roberts kaperte eine Galeone mit 16 Kanonen. Er hatte jetzt 100 Mann. Vor der Küste kaperte er 10 französische Schiffe. Das beste davon übernahm er und taufte es ROYAL FORTUNE. Dafür bekam der französische Kapitän "großzügigerweise" die Galeone. Eine weitere wertvolle Prise war die SAMUEL.
Gelegentlich geriet seine Mannschaft außer Kontrolle. Nach DEFOE habe er sogar einen Seemann getötet, der ihn beleidigte. Roberts hatte auf seinem Schiff übrigens das Glücksspiel verboten, abends um 8 Uhr mußte das Licht gelöscht werden und trinken durfte man dann nur noch auf dem offenen Deck. So schafft man sich keine Freunde unter Piraten!
September 1720, Karibik: erfolgreiche Raubzüge! Der Gouverneur der französischen Antillen:
"Vom 28. bis zum 31. Oktober kaperten, verbrannen oder versenkten diese Piraten 15 französische und englische Schiffe und vor Dominica einen holländischen Eindringling mit 42 Geschützen."
Bassetere Road vor St. Kitts: Unter dem Feuer der Küstenbatterie plünderte und verbrannte Roberts einige Schiffe.
Der stellvertretende Gouverneur der britischen Antillen erhielt wenig später diesen Brief:
"Royal Fortune, 27. Sept. 1720
Gentlemen!
Ich schreibe Ihnen dieses, um Sie ausdrücklich wissen zu lassen, daß ich kein einziges Schiff in Ihrem Hafen angerührt hätte, wenn Sie, wie die guten Sitten es gebieten, zu mir gekommen wären, um mit mir und meinen Leuten ein Glas Wein zu trinken. Im übrigen war es nicht das Feuer Ihrer Geschütze, das mich abgeschreckt und gehindert hat, an Land zu kommen, sondern nur der Wind, der nicht unseren Erwartungen entsprach. Die Royal Rover haben Sie schon verbrannt und einige unserer Leue barbarisch mißhandelt. Aber jetzt haben wir ein ebenso gutes Schiff, und Sie dürfen weder jetzt noch später etwas anderes von uns erwarten als VERGELTUNG! Im übrigen, Gentlemen, der arme Kerl, den sie jetzt im Sandy Point Gefängnis haben, ist vollkommen ahnungslos, und was er besitzt, wurde ihm geschenkt. Folgen Sie daher bitte Ihrem Gewissen, und lassen Sie mich die Bitte aussprechen, daß Sie ihn wie einen ehrlichen Mann behandeln...Wenn wir etwas anderes hören, dann müssen Sie damit rechnen, daß wir niemandem auf Ihrer Insel Pardon geben werden.
Ihr Bartolomew Roberts"
Wahrlich, der Mann hatte Stil!-Die Gouverneure von Martinique und Barbados versuchten Roberts zu fangen. Dieser reagierte lediglich damit, daß er sich eine neue Flagge machen ließ, auf der er, auf zwei Totenschädeln stehend, dargestellt war.
Mai 1721: Gouverneur Spotswood läßt 54 Geschütze an der Küste von Virginia aufstellen.-Roberts segelt mehr als 2000 Meilen!
Ende 1721: Roberts besitzt eine neue ROYAL FORTUNE plus die GREAT RANGER und die LITTLE RANGER. Sie bringen insgesamt 11 Schiffe auf (vor Whydah).
Doch dann nahte das Ende in Form des englischen Kriegsschiffes SWALLOW.
Golf von Guinea, Kap Lopez, Papageieninsel: DEFOE berichtet:
"Bei diesem Gefecht war er prächtig gekleidet. Er trug Weste und Hose aus schwerem, dunkelrotem Damast, eine rote Feder am Hut, eine goldene Kette mit einem Diamantkreuz um den Hals, den Säbel in der Hand, und zwei Paar Pistolen hingen an einem seidenen Gurt, den er über die Schulter gelegt hatte...Vielleicht hätte er den Kampf unter verzweifelten Anstrengungen doch noch gewonnen, wenn er nicht von einem Kartätschenschuß direkt in die Kehle getroffen und tödlich verwundet worden wäre. Er sank auf die Vertäuung eines Geschützes nieder, und ein gewisser Stephenson eilte herbei. Er erkannte nicht sofort, daß der Kapitän verwundet war, schrie ihn an und forderte ihn auf, wie ein Mann weiterzukämpfen. Doch als er den Irrtum feststellte, brach er in Tränen aus und wünschte, vom nächsten Schuß selbst getötet zu werden."
Roberts wurde, so hatte er es selbst angeordnet, in seiner prächtigen Bekleidung über Bord geworfen. Er galt wie HOWELL DAVIS als unbesiegbar und kugelfest.
Ein fast romantisches Ende!
Oder, um mit den Piraten zu sprechen: Ein kurzes, aber lustiges Leben!
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Quelle: DAVID MITCHELL: PIRATEN-Geschichte und Abenteuer der Seeräuber auf den Weltmeeren, Wien, München, 1977, S. 126-134.
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E (Gentleman of Fortune)
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Piratenflaggen von Roberts:
Datei:Bartholomew Roberts Flag.svgDatei:Bartholomew Roberts Flag1.svg

Freitag, 19. Oktober 2012


SCHOPENHAUER 9: THE PHILOSOPHER SPEAKING (10 Wahrheiten, die es wie immer in sich haben!)

1.) An einem jungen Menschen ist es, in intellektueller und auch in moralischer Hinsicht, ein schlechtes Zeichen, wenn er im Tun und Treiben der Menschen sich recht früh zurechtzufinden weiß, sogleich darin zu Hause ist, und, wie vorbereitet, in dasselbe eintritt: es kündigt Gemeinheit an.
(Ergo: Lebenstüchtigkeit=Vulgarität! Was würde NIETZSCHE dazu sagen?-Mea sententia ist es so: Lebenstauglichkeit=gut. Wir sind nun mal ins Dasein geworfen, also müssen wir uns auch durchkämpfen. Wir haben es uns nicht ausgesucht. Es ist FATUM, sagen die einen. Andere, Zufall. Nach dem Marquis DE SADE sind wir ein Produkt der niederen Brunst unserer Erzeuger, die in dem Moment der Geilheit garantiert nicht an uns gedacht haben! Au contraire: Sie haben wie alle billigen Egoisten nur an sich und ihren kleinen Vorteil gedacht.-In einem vulgären Leben sich zurechtzufinden, ist Notwendigkeit. Dennoch bleibt es etwas Vulgäres. a dirty job, den wir nicht gewollt haben!)
2.) Die Menschen bedürfen der Tätigkiet nach außen; weil sie keine nach innen haben. Wo hingegen diese Statt findet, ist jene vielmehr eine sehr ungelegen, ja oft verwünschte Störung und Abhaltung.
(Schlimm ist es, wenn die Mächte der Trivialität und Banalität nach einem greifen, wenn man gerade in genialischen Höhen umherschweift. Glaubt mir, ich habe das oft schon erlebt; s. auch mein Epigramm "Der Tod des Propheten".)
3.) Die große Mehrzahl der Menschen ist so beschaffen, daß ihrer ganzen Natur nach, es ihnen mit Nichts Ernst sein kann, als mit Essen, Trinken und sich Begatten.
(F..., saufen, fressen!-Was ist in der Welt: Fresserei und Sauferei.-Sinngemäß nach GEILER VON KAISERSBERG.)
4.) Wenn Einer in den kleinen täglichen Vorgängen und Verhältnissen des Lebens, in den Dingen, von welchen das 'de minimis lex non curat' gilt, rücksichtslos verfährt, bloß seinen Vorteil oder seine Bequemlichkeit, zum Nachteil Anderer, sucht; wenn er sich aneignet was für Alle da ist u.s.w.; da sei man überzeugt, daß in seinem Herzen keine Gerechtigkeit wohnt, sondern er auch im Großen ein Schuft sein wird...
(Von solchen Dreckskerlen und Strolchen ist die Welt übervoll!)
5.) Gegen das Ende des Lebens geht es wie gegen das Ende eines Maskenballs, wann die Larven abgenommen werden. Man sieht jetzt, wer Diejenigen, mit denen man, während seines Lebenslaufes in Berührung gekommen war (leider! AdV), eigentlich gewesen sind...Das Seltsamste aber ist, daß man sogar sich selbst, sein eigenes Ziel und Zwecke, erst gegen Ende des Lebens eigentlich erkennt und versteht...
(Leider kommt man immer erst  dann auf den "Trichter", wenn es zu spät ist.)
6.) ...daß alle Tiere in ihrer natürlichen Gestalt umhergehen, was viel beiträgt zu dem so erfreulichen Eindruck ihres Anblicks...während der Mensch durch die Kleidung zu einem Fratz, einem Monstrum geworden ist, dessen Anblick schon dadurch widerwärtig ist, und nun gar unterstützt wird durch die ihm nicht natürliche weiße Farbe, und durch alle die ekelhaften Folgen widernatürlicher Fleischnahrung, spirituoser Getränke, Tabaks, Ausschweifungen und Krankheiten. Er steht da als ein Schandfleck in der Natur!-Die Griechen beschränkten die Kleidung möglichst, weil sie es fühlten.
(Keine gute Werbung für Modeheinis und Klamottengeschäfte!-Jeden Tag muß ich leider zahllose mißglückte und groteske Exemplare der Spezies "Homo" sehen (Kategorie: ästhetisch grausam). Da genügt schon ein Blick aus dem Fenster, was man lieber nicht zu oft tun sollte. Gutgemeinter Rat von mir. Denn da draußen wimmelt es von Otto-Dix-Gestalten und Hieronymus-Bosch-Krüppeln, die Irren und Bekloppten nicht dazugerechnet.)
(OSCAR WILDE wurde einmal getadelt, als er halbnackt, mit einem Laken bekleidet, mit Freunden auf dem Campus der Universirät picknickte. Seine Antwort: Sie sehen hier eine vollständig griechische Szene.)
7.) Verdammen wir nun sein Wesen ganz und gar; so bleibt ihm nichts übrig, als in uns einen Todfeind zu bekämpfen: denn wir wollen ihm das Recht zu existieren nur unter der Bedingung zugestehn, daß er ein Anderer werde, als er unabänderlich ist.
(Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein! Hierin liegt auch die Ursache vieler Vater-Sohn Konflikte, also daß die Söhne den Alten hassen und umgekehrt. Happy family!)
8.) Das Mittel, durch welches Jeder sich Jedem gleich setzen und selbst die größte intellektuelle Ungleichheit augenblicklich ausgleichen kann: ist die Beleidigung. Zu dieser fühlt daher die niedrige Natur eine sogar instinktive Aufforderung, sobald sie geistige Überlegenheit zu spüren anfängt.
(Und niedrige Naturen gibt es en masse. sie sind leider oder zum Glück in der Überzahl.)
9.) Für sein Tun und Lassen darf man keinen Andern zum Muster nehemen...Man muß, nach reiflicher Überlegung und scharfem Nachdenken, seinem eigenen Charakter gemäß handeln.
(Werdet Autonomisten! Seid euch selbst Richtschnur. Das Genie setzt sich seine Regeln selbst.)
10.) Und andrerseits, wenn man alle erbärmlichen Wichte hassen wollte, da hätte man viel zu tun.
(Ja, stimmt.)
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E.

Sonntag, 14. Oktober 2012

CONDÉ war ein netter Mann



Louis II de Bourbon, prince de, dit le Grand Condé, wurde in Paris am 8. Sept. 1621 geboren. Nach Napoleon war er der größte Feldherr Frankreichs. Er wird zusammen mit Turenne und Hoche genannt.
Am 19. Mai 1643 siegte er über die Spanier bei Rocroi "par une vigoureuse offensive". Dazu Zedler, Universallexikon von 1742:
"Ludewig (sic!) de Bourbon, Herzog von Angnien (=le duc d'Enghien), erhielt hieselbst den 19. May 1643, 6 Tage nach Ludwigs XIII Tode, einen berühmten Sieg wider die Spanier...wobey von spanischer Seite bey nahe 7000 Mann auf dem Platze blieben..."
Daneben führt Zedler diese witzig-makabre Begebenheit an:
"Der Graf von Fuentes, einer von den Spanischen Generalen, kam hierbei auch um, und zwar auf seiner offenen Chaise, darinnen er sich wegen des Podagra hatte in die Schlacht tragen lassen..."
Um 10 Uhr morgens war die Sache vorbei. Für Unterhaltung war jedenfalls gesorgt.
Condé war übrigens der einzige General, der für einen vierjährigen König am vierten Tag seiner Regierung einen Sieg erfochten hat. Diese Schlacht hatte Ludwig auf dem Sterbebett vorausgesehen. Ein weiterer entscheidender Sieg gelang bei Lens (20. Aug. 1648).
Mit 27 war Condé dreifacher Statthalter und sechsfacher Herzog.
Condé hatte ein hageres Adlergesicht, eine riesige Hakennase und einen wilden Blick. Er war relativ klein, bebte aber vor Energie. Condé war cholerisch, stolz, streitsüchtig, eigensinnig, kurzum, er hatte ein "tempérament delicat" (La Grande Encyclopédie). So verfing sich einmal der Stab eines Türstehers in seinem langen Haar. Condé zerbrach den Stab und verprügelte ihn damit.
Den Kardinal Mazarin verachtete er wegen seines Mangels an körperlichen Mut ("verdammter Sizilianer"!).
Dem jungen Ludwig XIV. schärfte Mazarin ein, immer "je veux" zu sagen, wenn der schwierige Cousin etwas bemerkte.
1650 wurde Condé im königlichen Rat verhaftet. Beinahe hätte es einen Kampf gegeben.
Seine Reaktion war ganz typisch für ihn:
"Gegen meinen Willen ziehe ich jetzt meinen Degen, und ich werde der letzte sein, der ihn in die Scheide steckt."
Condé entfesselte in alter Freundschaft einen kleinen Bürgerkrieg und brannte ein Rathaus nieder. An einem heißen Sommertag kämpfte er mit blutigem Hemd und verbeultem Panzer in Paris.
1660 mußte er, was ihm sicher schwer gefallen ist, Frieden schließen:
"Was blieb mir anderes übrig, wenn ich mich nicht auf meine Güter zurückziehen und Hasen jagen wollte."
Einmal entschuldigte sich der gealterte Condé für seine Langsamkeit, als er in Versailles eine Treppe hinaufstieg. Darauf Ludwig: "Cousin, jemand, der eine solche Last von Lorbeeren trägt, muß notwendigerweise langsam gehen." Condé war an nahezu allen militärischen Operationen seiner Zeit beteiligt.
1686 legte Condé endgültig den Degen aus der Hand.
(Zu Rocroi und Lens: Dictionaire du Grand Siécle; zu Condé gibt es meines Wissens ein Werk mit dem treffenden Titel "Condé ou l'orgeuil"; eine Recherche der Unibibliothek Mannheim nach diesem Buch auch im Ausland war nicht erfolgreich.)sss
by Erec

SAMURAI


Toshiro Mifune als Musashi

Alle kennen MUSASHI MIYAMOTO (1584-1645), Sieger in 60 Duellen (vgl. auch den Film mit TOSHIRO MIFUNE sowie den Roman von EIJI YOSHIKAWA!). Er wurde nicht einmal besiegt!
Er duellierte sich u.a. mit KEMPO YOSHIOKA. Schließlich schrieb er ein Buch über geistige Disziplin.


Kempo Yoshioka (auch: Kembo Yoshioka)

Doch es gab weit mehr berühmte Kämpfer und Fechtmeister. In dem lesenswerten KENDO-Buch von SASAMORI findet sich eine ganze Liste von Männern des Schwertes aus dem alten Japan.
Es begann mit der Fechtschule des SHIGENOBU HAYASHIZAKI (Ende 13. Jh.) und dessen Schüler HISAYASU KATAYAMA (Kunst, Schwert schnell zu ziehen). Es folgten viele berühmte und tapfere Männer:
1.) CHOISAI IIZASA (Begründer): später buddhistischer Priester
2.) KUNIMATSU NO MAHITA
3..) ITTOSAI ITO (größter Fechter der MUROMACHI-EPOCHE: 1336-1568
4.) BUNGORO HIKIDA (1437-?): diente einem Lehnsherrn in KYUSHU und lebte unter verschiedenen Namen
5.) IKO AISU (1452-1538): zog sich schließlich in eine Höhle zurück!
6.) BOKUDEN TSUKAHARA (1490-1572): ging später in die Berge; Selbstbetrachtungen und Studien
7.) MUNEYOSHI YAGYU (1527-1606): Fechtmeister des SHOGUN (wird man auch nicht alle Tage!)
8.) MUNENORI YAGYU (sein Sohn; 1571-1646): wurde nach der Schlacht von SEKIGAKARA Lehnsherr (scheint sich gelohnt zu haben; viele Romane, Filme)
9.) TSUNEKAGA HASEKURA (1571-1622): reiste nach Spanien und Italien; Audienz bei PHILIPP III. und PAPST. Er trug dabei seine Schwerter! (Ob der PAPST wohl Angst hatte?)
10.) IZU NO KAMI JINGO
11.) KAZUYASU BAN
13.) MIYAMOTO MUSASHI (s.o.)
14.) GANRYU SASAKI: von MUNISAI SHIMMEN besiegt, den er später ermordete (war wohl ein wenig nachtragend). Dann tötete MUSASHI den SASAKI. Am Ende waren alle tot (bis auf MUSASHI natürlich, denn der gewann immer!).
(berühmtes Duell am Strand von GANRYU-JIMA in KYUSHU)
15.) MATAEMON ARAKIS (1594-1637): in Vendetta verwickelt
16.) MITSUYOSHI YAGYU (1607-1637): Seine Taten s. den Roman "YAGYUS REISETAGEBUCH"
17.) MASAYUKI HOSHINA (1611-1672)
18.) HIKOZO HIRATA (1626-?): stellte Schutzvorrichtungen her
19.) KURANDO MARUME
20.) YAGYU TAJIMA NO KAMI
21.) ZESUIKEN IBA
22.) KANSHIN TERANISHI
23.) TADAAKI ONO (gest. 1708)
24.) CHUZO NAKANISHI (18. Jh.): Entwurf für das DO (=Brustpanzer)
25.) SUSUMU OISHI: 2, 10 m langes SHINAI! (dann 96/99 cm, unter 3 Pfund)
 BUSHIDO: Dies war der Lebensstil der SAMURAI, die Seele des alten Japan. Hierbei handelte es sich um den Ehrenkodex des Kriegers (lebenslanges Training, Vervollkommnung, ritterliche Ideale, Einfachheit, Sparsamkeit, Tapferkeit, Tatkraft, Handeln ohne Erklärung (Wahlspruch: Denken und Handeln sind eins!), schnelle Bereitschaft, Pflicht, Ehre.)- Die SAMURAI formten sich während der NARA-UND HEIAN-EPOCHE. Ursprünglich kamen sie aus dem Bauernstand, doch bald folgte ihr gesellschaftlicher Aufstieg.
KENJUTSU: wurde zu einem vollentwickelten System (NAGAKIDE CHUJO; 1380).
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E. (Banzai!)


Dienstag, 9. Oktober 2012

SCHOPENHAUER 8: the philosopher speaks! (10 more thoughts)

1.) Sämtliche Systeme sind Rechnungen, die nicht aufgehen: sie lassen einen Rest...
(Alles nix! Also am besten kein System.)
2.) Übrigens aber ist es billig, mir, als einem Mann des Ernstes, zu gestatten, daß ich nur von Dingen rede, die ich wirklich kenne...und VAUVENARGUES ganz Recht hat, zu sagen: la clarté est la bon foi des philosophes.
(An alle, die sich nebulös ausdrücken. Perspicuitas als rhetorische virtus.)
3.) Ich habe demnach nicht die Welt aus dem Unbekannten erklärt; vielmehr aus dem Bekannten...
(Wie z.B. die Theologen. Bloß gut, daß man nichts beweisen muß.)
4.) Dieses Unerklärliche fällt der Metaphysik anheim.
(Von mir aus! Geht in Ordnung.)
5.) ...das Bedingtsein der objektiven Welt durch den Intellekt, woran sich auch noch die a priori gewisse Anfangslosigkeit sowohl der Kausalreihe, wie der Materie knüpft, benehmen der Physik alle Selbständigkeit...
(Die Physiker können einpacken! Kratzen eh nur an der Oberfläche.)
6.)...dann werden wir zuvörderst inne, daß alle menschliche Kunst nicht bloß dem Grade, sondern der Art nach vom Schaffen der Natur völlig verschieden ist; nächstdem aber, daß die wirkende Urkraft, die NATURA NATURANS, in jedem ihrer zahllosen Werke , im kleinsten wie im größten, im letzten wie im ersten, ganz und ungeteilt unmittelbar gegenwärtig ist...
(Auch im Regenwurm! Sogar in meinen Schülern!)
7.)... so leitet auch Dieses (sic) uns auf die Einsicht hin, daß die Vielheit der Dinge ihre Wurzel in der Erkenntnisweise des Subjekts hat, dem Dinge an sich aber, d.h. der innern sich darin kund gebenden Urkraft, fremd ist; daß mithin Raum und Zeit, auf welchen die Möglichkeit aller Vielheit beruht, bloße Formen unserer Anschauung sind...
(Vielheit=Illusion?)
8.) Aus meiner Lehre folgt, daß jedes Wesen sein eigenes Werk ist. Die Natur, die nimmer lügen kann und naiv ist wie das Genie, sagt geradezu das Selbe aus...
(nur die Kunst "lügt")
9.) Wie die zerstäubenden Tropfen des tobenden Wasserfalls mit Blitzeschnelle wechseln, während der Regenbogen, dessen Träger sie sind, in unbeweglicher Ruhe feststeht, ganz unberührt von jenem rastlosen Wechsel; so bleibt die IDEE, d.i. jede Gattung lebender Wesen, ganz unberührt vom fortwährenden Wechsel ihrer Individuen. Die IDEE aber, oder die Gattung, ist es, darin der Wille zum Leben eigentlich wurzelt und sich manifestiert...
(die Ideen=Wesenheiten, die von Ewigkeit zu Ewigkeit bestehen; s. auch PLATON: Ideenlehre!)
10.)...KANT lehrt, was wir erkennen, bloße Erscheinungen sind, deren Formen und Gesetze sich nicht auf die Dinge an sich selbst erstrecken...
(Die Dinge an sich bleiben uns für immer verschlossen. Sie entziehen sich uns. Wir können sie nur ex negativo bestimmen. Sie sind vermutlich die tiefsten Schichten des Seins, die höchsten Wesenheiten, fernab vom beschränkten Hier und Jetzt.)
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E.


SCHOPENHAUER 7: Old Schopi spricht (10 new statements of the great thinker)

1.) Die Frage, ob die Welt dem Raume nach begrenzt oder unbegrenzt sei...A priori gibt es hier kein demonstrabel sicheres Argument, weder für die eine noch die andere Alternative; so daß die Sache wirklich einer ANTINOMIE sehr ähnlich sieht, sofern, bei der einen, wie der andern Annahme, bedeutende Übelstände sich hervortun.
(Nichts Genaues weiß man nicht. Doch halt! EINSTEIN hat die Lösung: Unbegrenzt, aber endlich. Vergleichbar mit der Oberfläche einer Kugel. Es gibt die Theorie vom in sich selbst zurücklaufenden Raum. In einem solchen Raumgebilde könnte man seinen Hinterkopf sehen, naja, rein theoretisch.)
2.) Aber die Materie selbst ist bloß die Wahrnehmbarkeit der Erscheinungen des Willens...und es gibt keine Materie ohne Willensäußerung.
(Man könnte auch sagen: Materie ist erstarrte Energie...und da wären wir wieder bei EINSTEIN und seiner berühmten Formel.)
3.) Zwar sind wir, in Folge unserer Relation mit der Außenwelt, gewohnt, als unser eigentliches Selbst das Subjekt des Erkennens, das erkennende Ich zu betrachten...Dieses ist jedoch die bloße Gehirnfunktion und nicht unser eigenstes Selbst. Unser wahres Selbst, der Kern unsers (sic) Wesens, ist Das (sic), was hinter jenem steckt und eigentlich nichts Anderes kennt, als wollen und nichtwollen (sic)...Dies ist Das, was jenes Andere hervorbringt...
(Leider ist die Gehirnfunktion bei den meisten stark herabgesetzt. Das macht aber nichts!)
4.) Die jenseits der Erscheinung liegende Einheit jenes Willens, in welchem wir das Wesen an sich der Erscheinungswelt erkannt haben, ist eine metaphysische, mithin die Erkenntnis derselben transzendent, d.h. nicht auf den Funktionen unsers (sic) Intellekt beruhend und daher mit diesen nicht eigentlich zu erfassen.
(Also: Beim Ding an sich gilt: hands off!)
5.)...daß Das, was KANT als das Ding an sich der bloßen Erscheinung, von mir entschiedener Vorstellung genannt, entgegensetzte und für schlechthin unerkennbar hielt, daß, sage ich, dieses Ding an sich, dieses Substrat aller Erscheinungen, mithin der ganzen Natur, nichts anderes ist, als jenes uns unmittelbar Bekannte und sehr genau Vertraute, was wir im Innern unseres eigenen Selbst als Willen finden...von dieser (der Erkenntnis), die ganz sekundär und spätern (sic) Ursprungs ist, grundverschieden und völlig unabhängig ist, folglich auch ohne sie bestehn und sich äußern kann...
(Hier wird Schopenhauer etwas dogmatisch. Der Intellekt: etwas Sekundäres, bei den meisten bestenfalls tertiär oder unter ferner liefen!- Doch dies sollten sich die allzu Vergeistigten  vor Augen halten: Wir sind nicht dazu geschaffen, den ganzen Tag zu denken, sondern ursprünglich dazu, zu arbeiten und zu kämpfen oder eine Woche hinter einem Großwild herzurennen.)
6.) ...daß hingegen die Erkenntnis und ihr Substrat, der Intellekt, ein vom Willen gänzlich verschiedenes, bloß sekundäres, nur die höhern (sic) Stufen der Objektivation des Willens begleitendes Phänomen sei, ihm selbst unwesentlich..
(Der Wille ist also "das ganz Andere". Der Wille ist blöd!))
7.)...also nicht, wie man bisher ohne Ausnahme annahm, Wille durch Erkenntnis bedingt sei; wiewohl Erkenntnis durch Wille.
(Aha!)
8.) Daß der Wille das Primäre und daher von der Erkenntnis, mit welcher, als dem Sekundären, erst das Bewußtsein eintritt, unabhängig sei...
9.) Von der Erkenntnis, oder Vorstellung, haben die Pflanzen bloß ein Analogon, ein Surrogat; aber den Willen haben sie wirklich und ganz unmittelbar selbst: denn er, als das Ding an sich, ist das Substrat ihrer Erscheinung, wie jeder.
(Ist der Wille auch in einer Blechdose?)
10.)...daß nämlich das Wesen an sich seiner eigenen Erscheinung...sein Wille ist, der das Unmittelbarste seines Bewußtseins ausmacht, als solches aber nicht völlig in die Form der Vorstellung, in welcher Objekt und Subjekt sich gegenüber stehen, eingegangen ist; sondern auf eine unmittelbare Weise, in der man Subjekt und Objekt nicht ganz deutlich unterscheidet, sich kund gibt...
(Der Wille=Indifferenz? Meine Schüler sind zwar auch indifferent, jedoch in einem anderen Sinne, haben aber meist wenig Wille.)
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E.

Samstag, 6. Oktober 2012

SCHOPENHAUER 6: SO IST DIE WELT! (diesmal 10 Wahrheiten)

1.) über das WESEN AN SICH (was auch immer das ist):
...welches wir vielmehr, wenn man jene Erkenntnisformen, wie das Glas aus dem Kaleidoskop, wegziehn (sic) könnte, zu unserer Verwunderung als ein einziges und bleibendes vor uns haben würden, als unvergängliches, unveränderlich und, unter allem scheinbaren Wechsel, vielleicht sogar bis auf die ganz einzelnen Bestimmungen herab, identisch.
(Verstellen uns gar unsere Erkenntnisformen den Blick auf das wahre Wesen des Seins?)
2.) Dazu paßt folgender Satz:
Das wahrhaft Reale ist von der Zeit unabhängig, also in jedem Zeitpunkt Eines und das Selbe.
(Da wir von der Zeit abhängig sind, sind wir also nicht wahrhaft real! Den Satz kann man auch als Ausrede für Unpünktlichkeit mißbrauchen. Der wahrhaft Reale ist zeitunabhängig. Dem Glücklichen schlägt keine Stunde! Doch Pünktlichkeit ist des Soldaten Zier...doch weiter kommt man "ohne ihr".)
3.) Die Zeit ist die Anschauungsform unsers (sic) Intellekts und daher dem Dinge an sich fremd.
(Das Ding an sich hat keine Uhr (Rollex z.B.). Uhren haben nur die armen Sterblichen, die Knechte der Zeit, teure Uhren nur die Knechte des Geldes und der Eitelkeit.)
4.) Alle Anschauung ist eine intellektuale. Denn ohne den Verstand käme es nimmermehr zur Anschauung, zur Wahrnehmung, Apprehension von Objekten; sondern es bliebe bei der bloßen Empfindung...
(Alles wird vom Gehirn verarbeitet. Das Resultat: Die Welt, wie sie uns vorgestellt wird.)
5.) Der Begriff der TRANSZENDENTALPHILOSOPHIE nach KANT:
...etwa in folgender Art. Daß die ganze Welt uns nur auf eine sekundäre Weise, als Vorstellung, Bild in unserm Kopfe, Gehirnphänomen, hingegen der eigene Wille uns im Selbstbewußtsein, unmittelbar gegeben ist; daß demnach eine Trennung, ja ein Gegensatz, zwischen unserm eigenen Dasein und dem der Welt stattfindet.-Dies ist eine bloße Folge unserer individuellen und animalischen Existenz, mit deren Aufhören es daher wegfällt. Bis dahin aber ist es uns unmöglich, jene Grund-und Urform unsers (sic) Bewußtseins, welche Das (sic) ist, was man als das Zerfallen in Subjekt und Objekt bezeichnet, in Gedanken aufzuheben; weil alles Denken und Vorstellen sie zur Voraussetzung hat: daher lassen wir sie stets als das Urwesentliche und die Grundbeschaffenheit der Welt stehn und gelten; während sie in der Tat nur die Form unsers (sic) animalischen Bewußtseins und der durch dasselbe vermittelten Erscheinungen ist.
(Langer Satz von "Old Schopi"! Also: Welt aus zweiter Hand-vom Hirn erzeugt-Subjekt-Objekt-Spaltung bedingt durch unser Eintreten in eine individuelle Existenz-nach der Exitenz (post mortem) Ende der Subjekt-Objekt-Spaltung-bis dahin kommt man nicht drum herum, da alles Denken darauf basierend-unaufhebbar (da man sonst Voraussetzungen des Denkens aufheben würde; da man dies aber durch einen Gedanken tun würde, ergibt sich ein Widerspruch (contradictio))-Urform unseres Denkapparats-Form unseres animalischen Bewußtseins-Welt dadurch vermittelt.-
Unser animalischen Bewußtsein ist m.E. ein unzureichendes Organon, um die Welt abzuspiegeln. Vielleicht ist es daher auch mit der Welt nicht so weit her...bei so einem Bewußtsein! Arme Welt, die sich in den beschränkten Köpfen ihrer Bewohner darstellt!)
6.) Dies ist der Sinn des Kantischen Ausdrucks: alle solche Fragen sind transzendent... Denn dies sind Probleme, welche mit Aufhebung unsers (sic) zerebralen Bewußtseins und des auf ihm beruhenden Gegensatzes gänzlich wegfallen und doch, als wären sie unabhängig davon, aufgestellt werden. (Da fällt mir ein Stein vom Herzen, nochmal Glück gehabt!)
7.) Wer z.B. frägt (sic), ob er nach seinem Tode fortdaure, hebt, in hypothesi, sein animalisches Gehirnbewußtsein auf; frägt jedoch nach Etwas (sic), das nur unter Voraussetzung desselben besteht, indem es auf der Form desselben, nämlich Subjekt, Objekt, Raum und Zeit, beruht; nämlich nach seinem individuellen Dasein.
(Existenz ist ein irdischer Begriff wie Leben etc., folglich ist es nicht legitim von dem Zustand danach als Existenz oder "ewiges Leben" zu sprechen, da man diesseitige Begriffe auf Transzendentes anwenden würde, was, philosophisch gesehen, nicht o.k. ist.)
8.) Eine Philosophie nun, welche alle diese Bedingungen und Beschränkungen als solche zum deutlichen Bewußtsein bringt, ist transzendental und, sofern sie die allgemeinen Grundbestimmungen der objektiven Welt dem Subjekt vindiziert, ist sie TRANSZENDENTALER IDEALISMUS.
("Transzendental", nicht "transzendent" notabene!)
9.) Worauf beruht alle Vielheit und numerische Verschiedenheit der Wesen?- Auf Raum und Zeit: durch diese allein sind sie möglich...so nenne ich Raum und Zeit, in der Hinsicht, daß sie die Vielheit möglich machen, das PRINCIPIUM INDIVIDUATIONIS...
(Ohne Raum und Zeit gäbe es uns nicht. Wäre vielleicht gar nicht so schlecht! Wenn wir dann "ad penates" gehen, gibt es Raum und Zeit für uns nicht mehr. Auch gut!)
10.) Holt mir einen Bauern vom Pfluge, macht ihm die Frage verständlich, und er wird euch sagen, daß, wenn alle Dinge am Himmel und auf Erden verschwänden, der Raum doch stehn (sic) bliebe, und daß, wenn alle Veränderungen am Himmel und auf Erden stockten, die Zeit doch fortliefe.
(Ein Bauer soll pflügen und nicht philosophieren!)
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ad 8) vindicare=beanspruchen
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EREC

Dienstag, 2. Oktober 2012

SCHOPENHAUER 5: EWIGE WAHRHEITEN (15 noch edlere Zitate):

1.) Die Richtung der Andern (=die Nicht-Philosophen) aber ist darauf zurückzuführen, daß sie überhaupt in den Dingen stets nur das Einzelne und Individuelle sehn, nicht das Allgemeine derselben. Bloß die höher Begabten sehn, mehr und mehr, je nach dem Grad ihrer Eminenz, in den Einzelnen Dingen das Allgemeine derselben.
(Das sieht man besonders in den sog. Alltagsgesprächen, die oft auf einer ganz niederen Ebene verlaufen, die schwerlich zu unterbieten ist, worin sich eben die völlige Unfähigkeit der "plebs" zu Sachthemen und Abstraktion widerspiegelt. Da ich (wie einst Freund Schopenhauer) im Erdgeschoß wohne, muß ich mir leider jeden Tag solche völlig enthirnten Gespräche anhören , die direkt vor meinem offenen Fenster geführt werden. Übrigens: Je blöder, desto lauter!)
2.) Der innerste Kern jeder echten und wirklichen Erkenntnis ist eine Anschauung...darum ist die Phantasie ein so notwendiges Werkzeug derselben, und werden phantasielose Köpfe nie etwas Großes leisten,-es sei denn in der Mathematik.
(Einige meiner Kommilitonen waren solche "phantasielosen Köpfe", "sans genie et sans ésprit", würde Nietzsche sagen. Einer dieser Erbsenzähler nervte ganz besonders mit Numismatik.)
3.) Weder unsere Kenntnis, noch unsere Einsichten werden jemals durch Vergleichen und Diskutieren des von Andern Gesagten sonderlich vermehrt: denn das ist immer nur, wie wenn man Wasser aus einem Gefäß in ein anderes gießt. Nur durch eigene Betrachtung der Dinge selbst kann Einsicht und Kenntnis wirklich bereichert werden...
(Also: im Selbstdenken liegt das Heil!)
4.)...immer bleibt für die Kunst der Begriff unfruchtbar...
5.) Sogar bei ziemlich gleichem Grade der Bildung gleicht die Konversation zwischen einem großen Geiste und einem gewöhnlichen Kopfe der gemeinschaftlichen Reise eines Mannes, der auf einem mutigen Rosse sitzt, mit einem Fußgänger. Beiden wird sie bald höchst lästig und auf die Länge unmöglich.
(Gegenmittel: Soliloquia!-Sind eh ergiebiger!-Das ist wohl auch der Grund, warum meine Lateinschüler nach der Stunde fluchtartig aus meinem Gelaß fliehen.)
6.)... allezeit und überall, in allen Lagen und Verhältnissen, haßt Beschränktheit und Dummheit nichts auf der Welt so inniglich und ingrimmlich, wie den Verstand, den Geist, das Talent. Daß sie hierin sich stets treu bleibt, zeigt sie in allen Sphären, Angelegenheiten und Beziehungen des Lebens, indem sie überall jene zu unterdrücken, ja, auszurotten und zu vertilgen bemüht ist, um nur alleine dazusein...Und welche furchtbare Majorität hat sie dabei auf ihrer Seite!. Dies ist ein Haupthindernis der Fortschritte der Menschen in jeder Art.
(Wie singen doch die "Toten Hosen" so treffend: Die meisten sind häßlich und haben nicht einmal Abitur!-Ich sage: Gott bewahre mich vor dialektsprechenden Hauptschülern und vor verblödeten alten Weibern und nicht minder beschränkten alten Rentnern!)
7.) Um originelle, außerodentliche, vielleicht gar unsterbliche Gedanken zu haben, ist es hinreichend, sich der Welt und den Dingen auf einige Augenblicke so gänzlich zu entfremden, daß Einem die allergewöhnlichsten Gegenstände und Vorgänge völlig neu und unbekannt erscheinen, als wodurch eben ihr wahres Wesen sich aufschließt. Das hier Geforderte ist aber nicht etwa schwer; sondern es steht gar nicht in unserer Gewalt und ist eben das Walten des Genius.
(Einige werden sicher schon einmal die Erfahrung gemacht haben, daß eine Inspiration über sie kommt, sozusagen "superno dono". Das sind dann die wahren Momente im Dasein. Den meisten allerdings fällt nichts ein und dies lebenslänglich. Warum braust der Strom des Genies so selten, fragt unser Goethe.)
8.) Unser erkennendes Bewußstsein, als äußere und innere Sinnlichkeit (Rezeptivität), Verstand und Vernunft auftretend, zerfällt in Subjekt und Objekt, und enthält nichts außerdem. Objekt für das Subjekt sein, und unsere Vorstellung sein, ist das Selbe. Alle unsere Vorstellungen sind Objekte des Subjekts, und alle Objekte des Subjekts sind unsere Vorstellungen.
(Damit ist alles gesagt.)
9.) Die Anschauung, d.h. die Apprehension einer objektiven, den Raum in seinen drei Dimensionen ausfüllenden Körperwelt, entsteht durch den Verstand, für den Verstand, im Verstande, welcher, wie auch die ihm zum Grunde liegenden Formen Raum und Zeit, die Funktion des Gehirns ist.
(Was macht man aber ohne Verstand?)
10.) Die Welt als Vorstellung hat zwei wesentliche, notwendige und untrennbare Hälften. Die eine ist das Objekt: dessen Form ist Raum und Zeit, durch diese die Vielheit. Die andere Hälfte aber, das Subjekt...verschwände aber auch jenes einzige; so wäre die Welt als Vorstellung nicht mehr. Diese Hälften sind daher unzertrennlich, selbst für den Gedanken: denn jede von beiden hat nur durch und für die andere Bedeutung und Dasein, ist mit ihr da und verschwindet mit ihr. Sie begrenzen sich unmittelbar: wo das Objekt anfängt, hört das Subjekt auf. Die Gemeinschaftlichkeit dieser Grenze zeigt sich eben darin, daß die wesentlichen und daher allgemeinen Formen alles Objekts, welche Zeit, Raum, Kausalität sind, auch ohne die Erkenntnis des Objekts selbst, vom Subjekt ausgehend gefunden und vollständig erkannt werden können, d.h. in Kants Sprache, a priori in unserm Bewußtsein liegen. Diese entdeckt zu haben, ist ein Hauptverdienst KANTS und ein sehr großes.
(Es ist alles im Kopf!- Die Welt=meine Vorstellung (so lautet die Formel). Alles ist uns auf diesem Wege gegeben. Keiner kann etwas nennen, was keine Vorstellung ist, außer das DING AN SICH, und das hat noch keiner gesehen (ich jedenfalls nicht).-Dies ist die Position des IDEALISMUS (wie sie seit PLATON existiert; s. auch das "Höhlengleichnis"): Alles ist Wahrgenommenwerden. Den Idealismus auf die Spitze getrieben hat der bishop GEORGE BERKELY: ESSE EST PERCIPI=SEIN IST WAHRGENOMMEN WERDEN!)-
11.) Wie unser Auge es ist, welches Grün, Rot und Blau hervorbringt, so ist es unser Gehirn, welches Zeit, Raum und Kausalität (deren objektiviertes Abstraktum die Materie ist) hervorbringt.-Meine Anschauung eines Körpers im Raum ist das Produkt meiner Sinnes-und Gehirn-Funktion mit x.
12.) Einen Beweis für den SATZ VOM GRUNDE insbesondere zu suchen, ist überdies eine spezielle Verkehrtheit, welche von Mangel an Besonnenheit zeugt.
(Das wäre etwa, wie wenn man nach der Kausalität der Kausalität sucht.)
13.) Der Satz vom Grunde ist das Prinzip aller Erklärung...Diesem gemäß ist der Satz vom Grunde selbst...nicht weiter erklärbar; weil es kein Prinzip gibt, das Prinzip aller Erklärung zu erklären, -oder wie das Auge Alles sieht, nur sich selbst nicht.
(So ist es!)
14.) Der TRANZENDENTALE IDEALISMUS macht der vorliegenden Welt ihre EMPIRISCHE REALITÄT durchaus nicht streitig, sondern besagt nur, daß diese keine unbedingte sei, indem sie unsere Gehirnfunktionen, aus denen die Formen der Anschauung, also Zeit, Raum und Kausalität entstehn, zur Bedingung hat.
15.) ...wir aber wissen, daß nur mittelst der Anschauungsformen des Raumes die Vielheit, und mittelst der der Zeit das Vergehen und Entstehen möglich sei, so erkennen wir, daß ein solcher Hergang keine absolute Realität habe, d.h. daß er dem in  jener Erscheinung sich darstellenden Wesen an sich selber nicht zukomme...
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E.


Samstag, 29. September 2012

THEO LÖBSACK: DIE FLUCHT DER MILCHSTRASSEN
(Letzte Geheimnisse unserer Welt)

Vorwort:
"Was ist ein Geheimnis? Als Kinder wußten wir es noch. Da verbarg es sich in dem alten Schrank im Dämmerlicht des Dachbodens, wo Spinngewebe hingen und die Sonnenstrahlen den Staub in der stillen Luft sichtbar machten. (...)"
(ein schönes Bild!)
Kap. 1. äußert der Autor einige interessante Gedanken über das Phänomen ZEIT:
1.) das Zeitbewußtsein=die "durchgängige Form aller Erlebnisse im Bewußtseinsstrom"
2.) sie sei ein Nichts und stehe sogar still; nur die materiellen Dinge (Natur; Welt) veränderten sich!
3.) Zeit="eine Hilfskonstruktion"
4.) sie dient nur "zur Einteilung des Geschehensflusses"
5.) sie ist nur "Mittel, Ordnung in die Flucht der Erscheinungen zu bringen"
6.) sie "sei der Kunstgriff, mit dessen Hilfe es gelingt, den Ablauf aufeinanderfolgender Geschehnisse deutlich zu machen"
7.) erst mit drei Jahren "wachse den Kindern die Zeitdimension zu"
8.) mit 7 "entwickelt sich das Vermögen, zwischen Gleichzeitigkeit und Aufeinanderfolge zu unterscheiden, also die Zeitfolge auf Grund logischer Verknüpfungen zu begreifen."
9.) HERAKLIT: Wir steigen nicht zweimal in denselben Fluß (s. auch KRATYLOS)
(Wir können aber zweimal in dieselbe Badewanne steigen! Ist meines Wissens nicht verboten.)
(...)
(Die Zeit also eine Illusion? Sehr wahrscheinlich wird der Zeitsinn post mortem aufhören. Schon im Traum ist er weniger ausgeprägt!)
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Anmerkung: Vielleicht fliehen ja die Milchstraßen vor uns, weil sie sich vor uns grausen. Wenn ich eine Milchstraße wäre, ich würde mich so verhalten.
Weiteres Buch des Autors: Der Mensch: Fehlschlag der Natur! (Da bin ich ganz sicher!)
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E.

Donnerstag, 27. September 2012

EWIGE WAHRHEITEN 4: ES SPRICHT: ARTHUR SCHOPENHAUER (15 edle Zitate)

1.)...ich strebe nichts an, als die Wahreit, und schreibe, wie die Alten schrieben, in der alleinigen Absicht, meine Gedanken der Aufbewahrung zu übergeben, damit sie einst Denen (sic!) zu Gute kommen, die ihnen nachzudenken und sie zu schätzen verstehen.
(Sehr löblich!)
2.) Das Wesen der Dinge vor oder jenseits der Welt und folglich jenseits des Willens, steht keinem Forschen offen; weil die Erkenntnis überhaupt selbst nur Phänomen ist, daher nur in der Welt stattfindet, wie die Welt nur in ihr.
(Jedes Transzendieren ist daher illegitim und philosophisch unsauber. Schönen Gruß an alle selbsternannten Apostel, Gurus und Spintisierer.)
3.) Man kann, nach allen meinen Auseinandersetzungen, noch fragen, woraus denn dieser Wille, welcher frei ist, sich zu bejahen, wovon die Erscheinung der Welt, oder zu verneinen, wovon wir die Erscheinung nicht kennen, entsprungen sei? welches die jenseits aller Erfahrung liegende FATALITÄT sei, welche ihn in die höchste mißliche Alternative, als eine WELT, in der LEIDEN und TOD herrscht, zu erscheinen, oder aber sein eigenstes Wesen zu verneinen, versetzt habe? oder auch, was ihn vermocht haben möge, die unendlich vorzuziehende Ruhe des seligen Nichts zu verlassen?...woher überhaupt der große Mißton, der diese Welt durchdringt?
(Viele Fragen! Wieso trat der Wille in die Welt? Wieso konnte er so irren?)
4.) Auf alle solche Fragen wäre zunächst zu antworten, daß der Ausdruck der allgemeinsten und durchgängigsten Form unseres Intellekts der SATZ VOM GRUNDE ist, daß aber dieser eben deshalb nur auf die ERSCHEINUNG, NICHT AUF DAS WESEN AN SICH DER DINGE Anwendung findet: auf ihm  allein aber beruht alles Woher und Warum. In Folge der KANTISCHEN PHILOSOPHIE ist er nicht mehr eine aeterna veritas, sondern bloß die Form, d.i. Funktion unseres Intellekts...
(Im Ansich gibt es keine Kausalität! Ende!)
5.) Denn die Erkennbarkeit überhaupt, mit ihrer wesentlichsten, daher stets notwendigen Form von SUBJEKT und OBJEKT, gehört bloß der Erscheinung an, NICHT DEN WESEN AN SICH DER DINGE. Wo Erkenntnis, mithin Vorstellung ist, da ist auch Erscheinung...
(Keine Erkennbarkeit im Ansich! Pech für Jenseitsforscher.)
6.) Der Normalmensch ist in den Strudel und Tumult des Lebens, dem er durch seinen Willen angehört, eingesenkt...Dem Genie hingegen, dessen Intellekt vom Willen, also von der Person, abgelöst ist, bedeckt das diese  Betreffende nicht die Welt und die Dinge selbst.
(Versunken in Alltagstrivialitäten!)
7.) Im Einzelnen stets das Allgemeine zu sehen, ist gerade der Grundzug des Genies; während der Normalmensch im Einzelnen auch nur das Einzelne als solches erkennt, da es nur als solches der Wirklichkeit angehört, welche allein für ihn Interesse, d.h. Beziehung zu seinem Willen hat.
(Unfähig zur Abstraktion!)
8.) Das Genie lebt wesentlich einsam. Es ist zu selten, als daß es leicht auf seines Gleichen treffen könnte, und zu verschieden von den Übrigen, um ihr Geselle zu sein. Bei ihnen ist das Wollen, bei ihm das Erkennen das Vorwaltende: daher sind ihre Freuden nicht seine, seine nicht ihre.
(Der "maior pars" ist nicht erkenntnisverfolgend. Als Ersatz für mangelndes Denken fungiert bei diesem ständiges Wollen (meist trivialer Dinge wie Autos, Schmuck, Mode, Häuser und dergl. Plunder).
9.) Denn wahrhaft eine mißliche Lage ist die unsrige! eine Spanne Zeit zu leben, voll Mühe, Not, Angst und Schmerz, ohne im Mindesten (sic) zu wissen, woher, wohin und wozu, und dabei nun noch die Pfaffen aller Farben, mit ihren respektiven Offenbarungen über die Sache, nebst Drohungen gegen Ungläubige.
(No party, Freunde!)
10.) Das glücklichste Los, was dem Genie werden kann, ist ENTBINDUNG VOM TUN UND LASSEN., als welches nicht sein Element ist, und freie Muße zu seinem Schaffen.-
(Endlich bin ich alles los!)
11.) In der Einsamkeit, als wo Jeder (sic) auf sich selbst zurückgewiesen wird, da zeigt sich, was er an sich selber hat...Daher ist es wahr was SENECA sagt: omnis stultitia laborat fastidio sui (ep. 9); wie auch JESUS SIRACHS Ausspruch: 'des Narren Leben ist ärger, denn der Tod.' Demgemäß wird man im Ganzen finden, daß Jeder in dem Maße gesellig ist, wie er geistig arm und überhaupt gemein ist. Denn man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit. Die geselligsten aller Menschen sollen die Neger sein.
(Man denke nur an das ganze Geschnattere, das man überall hören muß! Vox populi, vox Rindvieh!))
12.) Überhaupt kann Jeder im vollkommensten Einklang nur mit sich selbst stehn...
(So bin ich meistens völlig meiner Meinung!)
13.) Alle Lumpe sind gesellig, zum Erbarmen: daß hingegen ein Mensch edlerer Art sei, zeigt sich zunächst daran, daß er kein Wohlgefallen an den Übrigen hat, sondern mehr und mehr die Einsamkeit ihrer Gesellschaft vorzieht...
(Gemeinschaft macht immer gemein!)
14.) Immer kommt es darauf an, was Einer sei und demnach an sich selber habe: denn seine Individualität begleitet ihn stets und überall...
15.) Das Bewußtsein der Tiere ist eine bloße Sukzession von Gegenwarten...hingegen Zukunft und Vergangenheit, welche die meisten Ursachen unserer Leiden enthalten, sind weit ausgedehnt, und zu ihrem wirklichen Inhalt kommt noch der bloß mögliche, wodurch dem Wunsch und der Furcht sich ein unabsehbares Feld öffnet: von diesen hingegen ungestört genießen die Tiere jede auch nur erträgliche Gegenwart ruhig und heiter. Sehr beschränkte Menschen mögen ihnen hierin nahe kommen...So ist denn das Leben des Tieres eine fortgesetzte Gegenwart. Es lebt dahin ohne Besinnung und geht stets ganz in der Gegenwart auf: selbst der große Haufen der Menschen lebt mit sehr geringer Besinnung.
(Unhistorische Menschen leben auch nur im Jetzt!)
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E.




Dienstag, 25. September 2012

EWIGE WAHRHEITEN 3: FREUND SCHOPENHAUER SPRICHT:

1.) Es ist sogar gefährlich, früher über einen Gegenstand zu lesen, als man selbst darüber nachgedacht hat.
2.) Daher...trägt das Gesicht manches Gelehrten von seinen vielen Studien keine anderen Spuren als die der Erschöpfung und Abnutzung durch übermäßige, erzwungene Anstrengung des Gedächtnisses zu widernatürlicher Anhäufung toter Begriffe: dabei sieht ein solcher oft so einfältig, albern und schafmäßig darein, daß man glauben muß, die übermäßige Anstrengung der dem Abstrakten zugewendeten, mittelbaren Erkenntniskraft bewirke direkte Schwächung der unmittelbaren und anschauenden und der natürliche, richtige Blick werde durch das Bücherlicht mehr und mehr geblendet. Allerdings muß das fortwährende Einströmen fremder Gedanken die eigenen hemmen und ersticken, ja auf die Länge die Denkkraft lähmen...
(So tragen viele "Geistesmenschen" Züge von Vertrottelung an sich. Ich hatte einen Kommilitonen, der benahm sich im ersten Semester schon wie sein eigener Großvater. Seine Redeweise war wie aus einem Spätdialog Platons. Eine andere war völlig humorlos und "staubkeksartig". Ein Assistent war nahe an der Schwelle zum reinen Geist. Er irrlichterte manchmal völlig entrückt durch die Mensa.)
3.) Ja die meisten Menschen haben...den Vorsatz, mit dem kleinstmöglichen Aufwand von Gedanken auszukommen; weil ihnen das Denken eine Last und Beschwerde ist. Demgemäß denken sie nur knapp so viel, wie ihr Berufsgeschäft schlechterdings nötig macht, und dann wieder so viel, wie ihre verschiedenen Zeitvertreibe, sowohl Gespräche als Spiele, erfordern, die dann aber beide darauf eingerichtet sein müssen, mit einem Minimo von Gedanken bestritten werden zu können.
4.) Daher ist in allen Ländern die Hauptbeschäftigung aller Gesellschaft das Kartenspiel geworden...Weil sie nämlich keine Gedanken auszutauschen haben, tauschen sie Karten aus...
5.) Dies alles kommt daher, daß der große Haufe gar wenig denkt...
6.) Jeder hält das Ende seines Gesichtskreises für das der Welt...
7.) Im allgemeinen freilich haben die Weisen aller Zeiten immer dasselbe gesagt, und die Toren, d.h. die unermeßliche Majorität aller Zeiten, haben immer dasselbe, nämlich das Gegenteil getan: und so wird es denn auch ferner bleiben...
8.) Zu dieser (=die Beleidigung) fühlt daher die niedrige Natur sogar instinktive Aufforderung, sobald sie geistige Überlegenheit zu spüren anfängt."
9.) Denn darüber täusche man sich nicht, daß zu allen Zeiten, auf dem ganzen Erdenrunde und in allen Verhältnissen eine von Natur selbst angezettelte Verschwörung aller mittelmäßigen, schlechten und dummen Köpfe gegen Geist und Verstand existiert. (sozusagen eine "Verschwörung der Idioten", s. auch den berühmten Roman)
10.) So geschieht es, daß die Erziehung schiefe Köpfe macht...(im wahrsten Sinne des Wortes: mehrere meiner Schüler haben in der Vergangenheit oft abenteuerliche Zuckungen mit dem Kopf vollführt!)
11.)...weil alles Anschauliche viel fester haftet als das bloß in abstracto Gedachte oder gar nur Worte. Darum behalten wir so sehr viel besser, was wir erlebt, als was wir gelesen haben.
12.) Denn die ganze Welt der Reflexion ruht und wurzelt auf der anschaulichen Welt.
13.) Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst, wer ihr alles opfert, noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
(gerichtet an all die Unwürdigen)
14.) Ein Gelehrter ist, wer viel gelernt hat; ein Genie der, von dem die Menschheit lernt, was er von keinem gelernt hat.
15.) Das Genie ist sein eigener Lohn: denn das Beste, was einer ist, muß er notwendig für sich selbst sein.
16.) Denn wo ein Lebendes atmet, ist gleich ein anderes gekommen, es zu verschlingen, und ein jedes ist durchweg auf die Vernichtung eines anderen wie abgesehn und berechnet, sogar bis auf das Speziellste herab.
(So ist die Welt!)
17.) Im Grunde entspringt dies daraus, daß der Wille an sich selber zehren muß, weil außer ihm nichts da ist und er ein hungriger Wille ist. Daher die Jagd, die Angst und das Leiden.
18.) Sogar an Abrichtungsfähigkeit übertrifft der Mensch alle Tiere.
19.) Die meisten Menschen sind so subjektiv, daß im Grunde nichts Interesse für sie hat, als ganz allein sie selbst. Daher kommt es, daß sie bei allem, was gesagt wird, sogleich an sich denken...
20.) Diesem allen zufolge steht die Geselligkeit eines jeden ungefähr im umgekehrten Verhältnisse seines intellektuellen Wertes, und "er ist ungesellig" sagt beinahe schon "er ist ein Mann von großen Eigenschaften".
Dem intellektuell hochstehenden Menschen gewährt nämlich die Einsamkeit einen zwiefachen Vorteil: erstlich den, mit sich selber zu sein, und zweitens den, nicht mit andern zu sein. Diesen letzteren wird man hoch anschlagen, wenn man bedenkt, wieviel Zwang, Beschwerde und selbst Gefahr jeder Umgang mit sich bringt.
(Diesen tiefen Gedanken möchte ich geradezu mein "Glaubensbekenntnis" nennen. Man kann sich vor Menschen nicht genug in acht nehmen!)
All' unser Übel: nicht allein sein zu können, sagt LABRUYÈRE.
Geselligkeit gehört zu den gefährlichen, ja, verderblichen Neigungen, da sie uns in Kontakt bringt mit Wesen, deren große Mehrzahl moralisch schlecht und intellektuell stumpf oder verkehrt ist. Der Ungesellige ist einer, der ihrer nicht bedarf. An sich selbst soviel zu haben, daß man der Gesellschaft nicht bedarf, ist schon deshalb ein großes Glück, weil fast alle unsere Leiden aus der Gesellschaft entspringen, und die Geisterruhe, welche, nächst der Gesundheit, das wesentliche Element unseres Glückes ausmacht, durch jede Gesellschaft gefährdet wird und daher ohne ein bedeutendes Maß von Einsamkeit nicht bestehen kann.
21.) Unnütz zu sein, gehört zum Charakter der Werke des Genies: es ist ihr Adelsbrief...sie allein sind ihrer selbst wegen da, und sind, in diesem Sinn, als die Blüte, oder der reine Ertrag des Daseins anzusehen. Deshalb geht beim Genuß derselben uns das Herz auf: denn wir tauchen dabei aus dem schweren Erdenäther der Bedürftigkeit auf.
Diesem analog sehen wir, auch außerdem, das Schöne selten mit dem Nützlichen vereint.
22.) Die Quelle alles Wohlgefallens ist die Homogeneität. (...)so daß ein Dummkopf die Gesellschaft eines anderen Dummkopfs ungleich lieber ist, als die aller großen Geister zusammengenommen.
23.) Dies alles stimmt damit überein, daß der Geschlechtstrieb der Kern des Willens zum Leben, mithin die Konzentration alles Wollens ist...Ja, man kann sagen, der Mensch sei konkreter Geschlechtstrieb; da seine Entstehung ein Kopulationsakt und der Wunsch seiner Wünsche ein Kopulationsakt ist, und dieser Trieb allein seine ganze Erscheinung perpetuiert und zusammenhält.
24.)Zuvörderst gehört hierher, daß der Mann von Natur zur Unbeständigkeit in der Liebe, das Weib zur Beständigkeit geneigt ist...Daher sieht er sich stets nach andern Weibern um; sie hingegen hängt fest dem einen an: denn die Natur treibt sie, instinktmäßig und ohne Reflexion, sich den Ernährer und Beschützer der künftigen Brut zu erhalten. Demzufolge ist die eheliche Treue dem Manne künstlich, dem Weibe natürlich...
25.) Ist aber dem Dinge an sich, d.h. dem wahren Wesen der Welt, Zeit und Raum fremd; so ist es notwendig auch die Vielheit.
26.) Alle der Philosophie von außen gebotene Hilfe ist, ihrer Natur nach, verdächtig: denn das Interesse jener ist zu hoher Art, als daß es mit dem Treiben dieser niedrig gesinnten Welt eine aufrichtige Verbindung eingehen könnte. Dagegen hat sie ihren Leitstern, der nie untergeht. Darum lasse man sie gewähren...
27.) Geister ersten Ranges werden daher sich nie einer Spezialwissenschaft widmen, denn ihnen liegt die Einsicht in das Ganze zu sehr am Herzen. Sie sind Feldherren, nicht Hauptleute, Kapellmeister, nicht Orchesterspieler...Vielmehr ist er offenbar auf das Ganze gerichtet: sein Streben geht auf die Gesamtheit der Dinge, die Welt überhaupt...(an alle Mikrologen und Erbsenzähler!)
(dies werde ich in einem irgendwann noch zu schreibenden Aufsatz mit dem Thema "Über das Ganze der Dinge" behandeln)
28.) Bloße Schlauheit befähigt wohl zum Skeptikus, aber nicht zum Philosophen.
29.) Nur der höchste, Alles (sic) übersehende und in Rechnung bringende Standpunkt kann absolute Wahrheit liefern. (siehe auch mein essays "Vom höchsten Standpunkt" und "Die olympische Schau"; leider noch nicht erschienen)
30.) Überhaupt mache ich die Aufforderung, daß wer sich mit meiner Philosophie bekannt machen will, jede Zeile von mir lese. (Na dann, mal los!)
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E.


Sonntag, 23. September 2012

EWIGE WAHRHEITEN 2 (30 more good quotations of friend SCHOPENHAUER)

1.) In früher Jugend sitzen wir vor unserm bevorstehenden Lebenslauf wie die Kinder vor dem Theatervorhang in froher und gespannter Erwartung der Dinge, die da kommen sollen-ein Glück, daß wir nicht wissen, was wirklich kommen wird! (No happy ending, as I always promised!)
2.) Wenn in meinen Jünglingsjahren es an meiner Türe schellte, wurde ich vergnügt: denn ich dachte, nun käme es. Aber in den spätern Jahren hatte meine Empfindung bei demselben Anlaß vielmehr etwas dem Schrecken Verwandtes: ich dachte, da kommt's.
3.)Gegen das Ende des Lebens nun gar geht es wie gegen das Ende eines Maskenballs, wann die Larven abgenommen werden. Man sieht jetzt, wer diejenigen, mit denen man während seines Lebenslaufes in Berührung gekommen war, eigentlich gewesen sind. (So zeigen sich die meisten-bei Licht betrachtet-als das, was sie sind: erbärmlich.)
4.) Das Nomadenleben, welches die unterste Stufe der Zivilisation bezeichnet, findet sich auf der höchsten im allgemein gewordenen Touristenleben wieder ein. Das erste ward von der Not, das zweite von der Langeweile herbeigeführt. (Was würde Freund Schopenhauer wohl über den heutigen Touristen-Mob sagen?-Mob rules!)
5.) Vielleicht kann man den Geist der Alten dadurch charakterisieren, daß sie durchgängig und in allen Dingen bestrebt waren, so nahe als möglich der Natur zu bleiben; und dagegen den Geist der neuen Zeit durch das Bestreben, so weit als möglich der Natur sich zu entfernen. (Der "Antike" lügt nie (l'antiquo non sbaglia mai ?)).
6.) Die gänzliche Nichtbeachtung, die mein Werk erfahren hat, beweist, daß entweder ich des Zeitalters nicht würdig war, oder umgekehrt. In beiden Fällen heißt es jetzt: the rest is silence. (Genio non compreso!)
7.) Wie lang ist die Nacht einer unendlichen Zeit gegen den kurzen Traum des Lebens. (Das Leben ist der Traum eines Schmetterlings.-Yabus Todesgedicht, Shogun (?))
8.) Denn die Individuen sind flüchtig wie das Wasser im Bach, die Ideen hingegen beharrend wie dessen Strudel: nur das Versiegen des Wassers würde auch sie vernichten. (Das ewige Reich der Ideen.)
9.) Weil wir aber sind, was wir nicht sein sollten, tun wir auch notwendig, was wir nicht tun sollten (The thing that shouldn'be!-Ein Rezept dafür liefert Laotse: Nichthandeln!)
10.) Daß unser Dasein selbst eine Schuld impliziert, beweist der Tod.
11.) 'Operari sequitur esse' ist ein fruchtbarer Satz der Scholastik: jedes Ding in der Welt wirkt nach seiner unveränderlichen Beschaffenheit, die sein Wesen, seine essentia ausmacht; so auch der Mensch. Wie einer ist, so wird, so muß er handeln...
12.) Der Egoismus ist kolossal: er überragt die Welt. (siehe auch die Liedzeile von Falco: Die ganze Welt dreht sich um mich, denn ich bin nur ein Egoist...)
13.)  Das Recht an sich selbst ist machtlos: von Natur herrscht die Gewalt (Daß wir uns über diese aufregen, zeigt, wie weit wir schon vom Naturzustand entfernt sind.)
14.) Allein jeder, der einen Lohn seiner Taten sucht, sei es in dieser Welt oder in einer künftigen, ist ein Egoist (Und wer seine guten Werke vor die Menschen tut, hat seinen Lohn dahin. Die Schrift.)
15.) Bei jeder neuen Bekanntschaft ist meistens unser erster Gedanke, ob der Mann uns nicht zu irgend etwas nützlich werden könnte... (Leider! Sad, but true!)
16.) Wirklich also liegt im Herzen eines jeden ein wildes Tier, das nur auf Gelegenheit wartet, um zu toben und zu rasen...es ist eben das, woraus alle Kampf-und Kriegslust entspringt. (Homo homini lupus.)
17.) Überhaupt aber bezeichnen in der Regel Ungerechtigkeit, äußerste Unbilligkeit, Härte, ja Grausamkeit die Handlungsweise der Menschen gegen einander.
18.) Nehmen wir aus dem Leben die wenigen Augenblicke der Religion, der Kunst und der reinen Liebe, was bleibt als eine lange Reihe trivialer Gedanken? (Die meisten sind jedoch völlig in Trivialitäten versunken. Sie sind wahre Meister der Irrelevanz. Condemned to never-ending darkness!)
19.) Es gibt in der Welt nur ein lügenhaftes Wesen: es ist der Mensch. (Tell a little truth with a lot of lies. Ronny James Dio. Rainbow.)
20.) Sooft ein Mensch stirbt, geht eine Welt unter, nämlich die er in seinem Kopfe trägt...(Viele tragen nichts oder Schlechtes oder Banales in ihrem Kopfe. Können deswegen gerne untergehen.)
21.) Ich muß aufrichtig gestehen: der Anblick jedes Tieres erfreut mich unmittelbar, und mir geht dabei das Herz auf...Hingegen erregt der Anblick der Menschen fast immer meinen entschiedenen Widerwillen...darum wende ich mich davon ab und fliehe zur vegetabilischen Natur, erfreut, wenn mir Tiere begegnen. Sagt was ihr wollt! der Wille auf der obersten Staffel seiner Objektivation gewährt keinen schönen Anblick, sondern einen widerwärtigen. (Most of the faces I see, I don't like.)
22.) Ich aber sage: wer wissentlich einen fremden Hund vor seiner Türe totfrieren läßt, ist-ein Hund. (An all die dreckigen Tierquäler gerichtet!)
23.) Denn wer selbst Verdienste hat, läßt auch Verdienste gelten-versteht sich: echte und wirkliche. Aber der, dem selbst alle Vorzüge und Verdienste mangeln, wünscht, daß es gar keine gäbe.
24.) Ich hege wirklich längst die Meinung, daß die Quantität Lärm, die jeder unbeschwert vertragen kann, in umgekehrten Verhältnis zu seinen Geisteskräften steht...
25.) ...Daher soll man das ganze Leben hindurch das Studium der Alten fortsetzen...
26.) Die Abschaffung des Lateinischen als allgemeiner Gelehrtensprache und die dagegen eingeführte Kleinbürgerei der Nationalliteraturen ist für die Wissenschaften in Europa ein wahres Unglück gewesen.
(Besucht deshalb unsere Lateinseite!)
27.)Diese allmählige (sic!) Degradation (der Sprachen) ist ein bedenkliches Argument gegen die beliebten Theorien unserer so nüchtern lächelnden Optimisten vom stetigen Fortschritt der Menschheit zum Bessern, wozu sie die deplorable Geschichte des bipedischen Geschlechts verdrehen möchten...
28.) Überhaupt ist so ein exklusiver Fachgelehrter dem Fabrikarbeiter analog...
29.) Die aber, welche statt die Gedanken eines Philosophen zu studieren, sich mit seiner Lebensgeschichte bekanntmachen, gleichen denen, welche statt mit dem Gemälde sich mit dem Rahmen beschäftigen...
30.) Je weniger einer denkt, desto mehr hat er die Augen überall: das Sehn muß bei ihm die Stelle des Denkens vertreten. (Schönen Gruß an meine Nachbarn.)
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E.


Freitag, 21. September 2012

EWIGE WAHRHEITEN: SCHOPENHAUER 1 (30 meiner Lieblingszitate)



Von Schopenhauer gibt es geistvolle "dicta", die an Witz und Tiefsinn kaum zu übertreffen sind. Schopenhauer zu lesen ist immer lohnend.
Hier nun eine kleine Auswahl:
1.) ...wenn man in England etwas als sehr dunkel, ja ganz unverständlich bezeichnen will, man sagt: 'It is like German metaphysics'...
2.) Wenige nämlich lesen, aber alle schwätzen...(Was würde wohl unser Philosoph zu den heutigen "schwatzsüchtigen" Zeiten sagen? Er würde sich (sine dubio) "gegraust" abwenden.)
3.) Ein Weiser ist man nur unter der Bedingung, in einer Welt voll Narren zu leben. (Die Welt-ein Irrenhaus! Ich hab' es immer gewußt.)
4.) Intuitiv nämlich oder in concreto ist sich eigentlich jeder Mensch aller philosophischen Wahrheiten bewußt: sie aber in sein abstraktes Wissen, in die Reflexion zu bringen ist das Geschäft des Philosophen, der weiter nichts soll noch kann.
(So war z.B. mein Großvater ein Hort der Lebensklugheit, ohne abstrahieren zu können. Fragte man ihn, so bekam man stereotyp diese Antworten: Mal sehen; andersmal: wenn ich noch leb' usw. Sein Lieblingsspruch war allerdings: So jung kommen wir nicht mehr zusammen. Und: Ich nehm' nix mit!)
5.) (Alle Frömmler wegschauen!) Denn auf Offenbarungen wird in der Philosophie nichts gegeben; daher ein Philosoph vor allen Dingen ein Ungläubiger sein muß.
6.) Der Satz vom Grunde in seinen vier Gestalten gleicht einem Sturm ohne Anfang und Ende, der alles mit sich fortreißt: auch die Wissenschaft geht seinen Weg stolzierend, im Wahn eines Ziels: aber die Kunst gleicht dem ruhigen Sonnenlicht, das kein Sturm erschüttert und das den Sturm durchschneidet.-Der Philosoph vergesse nie, daß er eine Kunst treibt und keine Wissenschaft.
(Die Kunst ist also immer am Ziel, der Wissenschaftler rastlos unterwegs.)
7.) Daher gehört es denn auch zu den seltensten Fällen, daß ein wirklicher Philosoph zugleich ein Dozent der Philosophie gewesen wäre.
8.)Es gibt inzwischen Leute, welche aus lauter Patriotismus sogar die Leibnizsche Philosophie verehren: sie verdienen unter lauter Monaden eingesperrt zu werden und dort die prästabilierte Harmonie anhören...zu müssen. (Armer Leibniz, arme Monaden!)
9.) (Über Goethe)
Dafür nun freilich war er eben ein Poet und kein Philosoph, d.h. von dem Streben nach den letzten Gründen und dem innersten Zusammenhange der Dinge nicht beseelt-oder besessen; wie man will.
10.) Die Naturphilosophen sind nur eine besondere Klasse Narren... (ich kenne noch einige!)
11.) Fichte ist der Vater der Scheinphilosophie...
12.) Freilich ist die ganze jüngere Zeitgenossenschaft von der Hegelei gleich wie von der Franzosenkrankheit infiziert worden...
13.) Ich habe sie aber deswegen nicht mit aufzählen können, weil meines Erachtens Fichte, Schelling und Hegel keine Philosophen sind, indem ihnen das erste Erfordernis hierzu, Ernst und Redlichkeit des Forschens, abgeht. Sie sind bloße Sophisten: sie wollten scheinen, nicht sein und haben nicht die Wahrheit, sondern ihr eigenes Wohl und Fortkommen in der Welt gesucht.
14.) Wenn man einen Jüngling absichtlich verdummen und zu allem Denken völlig unfähig machen will. so gibt es kein probateres Mittel als das fleißige Studium Hegelscher Originalwerke...Wenn einmal ein Vormund besorgen sollte, sein Mündel könnte für seine Pläne zu klug werden; so ließe sich durch fleißiges Studium der Hegelschen Philosophie diesem Unglück vorbeugen.
(Das Problem bei dem Rundumschlag ist: Da bleiben nicht mehr viel übrig.)
15.) Mein Zeitalter und ich passen nicht füreinander: so viel ist klar.
16.) Ich habe die Wahrheit gesucht und nicht eine Professur.
17.) Der Natur liegt bloß unser Dasein, nicht unser Wohlsein am Herzen.
18.) Wie durch den Eintritt der Nacht die Welt verschwindet, dabei jedoch keinen Augenblick zu sein aufhört; ebenso scheinbar vergeht Mensch und Tier durch den Tod, und ebenso ungestört besteht dabei ihr wahres Wesen fort. (Wie tröstlich!)
19.) Mehr oder weniger wünschen wir bei allem, was wir treiben und tun, das Ende heran, sind ungeduldig, fertig zu werden, und froh, fertig zu sein. (Ich sollte jetzt auch zum Ende kommen...)
20.) Jedes Individuum, jedes Menschengesicht und dessen Lebenslauf ist nur ein kurzer Traum mehr des unendlichen Naturgeistes, des beharrlichen Willens zum Leben, ist nur ein flüchtiges Gebilde mehr, das er spielend hinzeichnet auf sein unendliches Blatt, Raum und Zeit, und eine gegen diese verschwindend kleine Weile bestehen läßt, dann auslöscht, neuen Platz zu machen. Dennoch, und hier liegt die bedenkliche Seite des Lebens, muß jedes dieser flüchtigen Gebilde, dieser schalen Einfälle, vom ganzen Willen zum Leben, in aller seiner Heftigkeit, mit vielen und tiefen Schmerzen und zuletzt mit einem lange gefürchteten, endlich eintretenden bittern Tode bezahlt werden.
(Na, das ist doch endlich mal etwas Aufbauendes!)
21.) Jeder Atemzug wehrt den beständig eindringenden Tod ab...denn ihm sind wir schon durch die Geburt anheimgefallen, und er spielt nur eine Weile mit seiner Beute, bevor er sie verschlingt.
22.) Das Leben stellt sich dar als ein fortgesetzter Betrug, im Kleinen wie im Großen. Hat es versprochen, so hält es nicht; es sei denn, um zu zeigen, wie wenig wünschenswert das Gewünschte war: so täuscht uns bald die Hoffnung, bald das Gehoffte. Hat es gegeben; so war es, um zu nehmen. Der Zauber der Entfernung zeigt uns Paradiese, welche wie optische Täuschungen verschwinden, wenn wir uns haben hinäffen lassen. Das Glück liegt demgemäß stets in der Zukunft oder auch in der Vergangenheit, und die Gegenwart ist einer kleinen dunklen Wolke zu vergleichen, welche der Wind über die besonnte Fläche treibt: vor ihr und hinter ihr ist alles hell, nur sie selbst wirft stets einen Schatten. Sie ist demnach allezeit ungenügend, die Zukunft aber ungewiß, die Vergangenheit unwiederbringlich.
(Daher heißt es bei den "Doors": I woke up this morning-and got myself a beer.-Future is uncertain-the end is always near.---Was ist schwarz und steht vor der Tür?-Die Zukunft!-In diesem Sinne, nicht unterkriegen lassen und immer schön optimistisch in die Zukunft blicken. Denn: alles wird gut!)
23.) Wenn das Leben an sich selbst ein schätzbares Gut und dem Nichtsein entschieden vorzuziehen wäre; so brauchte die Ausgangspforte nicht von so entsetzlichen Wächtern, wie der Tod mit seinen Schrecken ist, besetzt zu sin. Aber wer würde im Leben, wie es ist, ausharren, wenn der Tod minder schrecklich wäre?-Und wer könnte auch nur den Gedanken des Todes ertragen, wenn das Leben eine Freude wäre! So aber hat jener immer noch das Gute, das Ende des Lebens zu sein, und wir trösten uns über die Leiden des Lebens mit dem Tode und über den Tod mit den Leiden des Lebens. Die Wahrheit ist, daß beide unzertrennlich zusammengehören, indem sie ein Irrsal ausmachen, von welchem zurückzukommen so schwer wie wünschenswert ist.
24.) Zum Proviant für die Lebensreise gehört auch ganz vorzüglich ein gute Vorrat von Resignation, den man erst (und zwar je früher je besser für den Rest der Reise) aus fehlgeschlagenen Hoffnungen abstrahieren muß.
(Abstrahieren kann nur der Philosoph!)
25.) Das Leben eines jeden Menschen ist, wenn man es im Ganzen übersieht, ein Trauerspiel; im Einzelnen betrachtet aber ein Lustspiel.
26.) Was die Geschichte erzählt, ist in der Tat nur der lange, schwere und verworrene Traum der Menschheit.
27.) Denn nichts ist gewisser, als daß keiner jemals aus sich herauskann, um sich mit den von ihm verschiedenen Dingen unmittelbar zu identifizieren: sondern alles, wovon er sichere, mithin unmittelbare Kunde hat, liegt innerhalb seines Bewußtseins.
28.) Alle Philosophie und aller Trost, den sie gewährt, läuft darauf hinaus zu zeigen, daß eine Geisterwelt ist und daß wir in derselben von allen Erscheinungen der Außenwelt getrennt, ihnen von einem erhabenen Sitz mit größter Ruhe und ohne Teilnahme zusehn können, wenn unser der Körperwelt gehörender Teil auch noch so sehr darin herumgerissen wird...
29.) (Ridere licet) Unter Philosophen und Dichtern sind die Verheirateten schon als solche verdächtig, ihre Sache zu suchen, nicht das Heil der Wissenschaft und Kunst.
30.) (Item) In vielen Ländern, auch im südlichen Deutschland herrscht die schlimme Sitte, daß Weiber Lasten, und oft sehr beträchtliche, auf dem Kopfe tragen. Dies muß nachteilig auf das Gehirn wirken; wodurch dasselbe beim weiblichen Geschlecht im Volke sich allmählig (sic!) deterioriert, und da von ihm das männliche das seinige empfängt, das ganze Volk immer dümmer wird; welche bei vielen gar nicht nötig ist.
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E.