Dienstag, 28. August 2018

HOIMAR VON DITFURTH: ÜBER WAHRNEHMUNG: NICHT OBJEKTIVITÄT, SONDERN BESSERES ÜBERLEBEN!

HvD schreibt: "Was unsere Augen aufnehmen, wird nicht etwa so weitergegeben, wie es ist. Es wird in jedem Fall auf eine äußerst komplizierte Weise verarbeitet."
Dabei gehe es darum, unsere Überlebenschancen zu vergrößern. Dem werde die Objektivität der Informationen untergeordnet.
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Wir brauchen uns also auf unsere sog. Objektivität nicht allzu viel einzubilden. Geiler von Kaisersberg, ein Prediger aus alten Zeiten, schrieb einmal, wir seien ganz blind in der Vernunft.
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HvD schreibt weiter, daß unser Wahrnehmungsapparat das Ergebnis einer Anpassung an die Außenwelt und deren Anforderungen sei, in dem die Erfahrung der Art enthalten sei, die sie im Verlauf ihrer Geschichte gemacht habe. Er geht sogar so weit, daß unsere Wahrnehmungsorgane mit dieser Erfahrung gleichzusetzen sind.
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So seien uns viele Wahrnehmungsfunktionen angeboren bzw. apriori gegeben wir z.B. räumliche Tiefe, Farben etc.
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Ähnliche Gedanken finden sich bei Platon (Höhlengleichnis),Kant, Schopenhauer (die Welt sei die Gehirnfunktion) u.a. Schopenhauer schreibt sinngemäß, daß unser Gehirn nicht dafür da sei, Metaphysik zu betreiben, sondern uns einen Überlebensvorteil zu verschaffen. Insofern würden wir unser Denken zweckentfremden. Allerdings hat sich unsere Umwelt stark verändert. Es geht nicht mehr so sehr darum, dem Nachbarstamm die Rinder zu stehlen und die Keule zu schwingen (oder doch?).
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Hoimar von Ditfurth: Der Geist fiel nicht vom Himmel (die Evolution unseres Bewußtseins), Hamburg 1976, S. 309 ff. (darin u.a. vielsagende Kapitel wie Kap. 12: Die Welt steckt im Gehirn; Kap. 13: Die Welt vom Zwischenhirn aus betrachtet (was-by the way- meine Lateinschüler gar nicht anders kennen).-Mein alter Physiklehrer (P.S., Gymn. Gernsheim am Rhein) sagte einmal (er sagte noch viel mehr, daß nämlich das Volk Fußballplätze brauche und noch eine andere Einrichtung)-das war, glaube ich anno1976: Wenn du deinen (er meinte sicher damit kleinen) Horizont erweitern willst, lies "Im Anfang war der Wasserstoff" von HvD!-Das habe ich getan und mittlerweile lese ich das Werk zum zweiten Mal. Zur Horizonterweiterung (hat leider nur partiell hingehauen). Iussu (auf Befehl) meines Physiklehrers.
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Donnerstag, 19. April 2018

MORGAGNUS: "WOLLARBEITER", Teil 2: dem lat. Satzbau weitgehend "folgend"

Als ich dies tat, habe ich auch jenes bemerkt, daß nirgends mit irgendwelchen Schnitten der (in die) Venen irgendeine gelbe Stelle sich gezeigt hat (erschien,; sichtbar wurde), was ohne Zweifel (zweifelohne; freilich) ein Anzeichen zu sein pflegt von "kleinen Zweigen" , welche, sobald als man sie quer einschneidet; "hepatitici ductus"=die Leberverbindungen;-schnitte (???): Sinn völlig unklar!!!), sei es daß jene wegen der geringen Absonderung der Galle in der Leber "in sich" (?) bis zu einemgewissen Grade zusammengefallen waren, sei es daß vielmehr (eher), weil diese bleicher und weniger geeignet zum Befeuchten Färben (?) (: ad tingendum; Sinn unklar!) war: und gewiß in einer Zyste, angesichts der Masse (Größe) der Leber, klein und kümmerlich; klein war die Galle und von einer Farbe sich gleichsam zum Aschgrauen neigend (ins Graue gehend); die Milz war um das Doppelte größer, als sie zu sein pflegt, gemäß allen Ausdehnungen (Ausmaßen); die übrigen (Organe; das übrige), wie weit (inwiefern) ich es beurteilen konnte, war nicht zu "mißbilligen" (also in Ordnung). Die Milz (?)-Arterie, vom Ursprung bis zum Ende, entgegen wie wir gewohnt sind zu sehen, nichts irgendwo "des Verdrehten habend" (hatte keine verdrehten Stellen), nichts, um es so zu sagen, des "Voller-Krampfadern-Seins" (also auch keine Krampfadern) nicht mehr als an einem "ausgenommenen Ort" (mit Ausnahme einer stelle) um die Mitte der Länge, in der (wo) sie kaum etwas gekrümmt wurde (war; sich beugte; verdreht wurde; verändert war). Im "mesaraeum" (?, das Wort konnte ich nicht finden!) war ein harter Körper eingewachsen von der Größe einer mittleren Kirsche (mäßig großen Kirsche) und fast von der Form einer solchen (Kirsche), doch von ungleichmäßiger und körniger Gestalt, von "mittlerer" Beschaffenheit zwischen knöcherner und steinartiger (Materie): dessen eine Seite der arteriöse und venöse "Zweig" dicht (fest, eng?) beim Übergang (Durchgang) streifte(n) (berührte) und nicht darunter ging(en) (hinauf führten?); von dort zu den Eingeweiden fortfahrend (gehend), die ungefähr zwei Finger breit von diesem Körper entfernt waren. Die Scham-oder wenn du lieber willst, das "Anhängsel"-hatte jenen "Seitenweg" (?, Abweichung?), welches, weil ich es im Brief 34, 1 (siehe Werke) beschrieben habe, hier genug gewesen sein wird (es mag hier genügen), dies erwähnt zu haben. Es ist hier fördelich, anderes anzumerken, was ich im Bauch dieses Menschen erblickt (gesehen) habe.
(...)
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Bestimmt nichts Fröhliches! Anmerkung des Übersetzers.
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MORGAGNUS, TOMUS 2, LIB. 3, epistula 36, 23: dem lat. Satzbau weitgehend folgend; Teil 1: STORY vom WOLLARBEITER

Ein WOLLARBEITER, ungefähr 40 Jahre, war ins Krankenhaus von Padua gekommen wegen "Abschließungen" der Hypochondrien (Seitenweichen), wie er selbst sagte. Daß er "Wahres sprach" (die Wahrheit sagte; um es klar auszudrücken ?), sowohl die schlechte Farbe des Gesichtes und leichtes Fieber (auch: ein Fieberanfall), durch den er oft befallen gewesen war, und  er auch nicht "entbehrte"(entbehren:=hatte nicht; d.h. er hatte auch zu dieser Zeit Fieber; doppelte Verneinung ("nicht nicht"); Litotes; zur Verstärkung des Ausdrucks!) genau zu dieser Zeit selbst, zeigten (dies an), als auch besonders die an beide Hypochondrien angelegte (hinbewegte") Hand, hauptsächlich an die rechte, , bestätigte dies. Als (bzw. obwohl) dann schon mit Hilfe der Medikamente er etwas Fortschritte gemacht zu haben schien, da ist er von einem heftigen Fieber ergriffen worden, durch Anzeichen (unklare Stelle: "angefüllt"??-voller Zeichen?) der Entzündung des inneren Brustkorbes; und durch diese innerhalb 10 oder 12 Tage wird er "erschöpft" (getötet; stirbt). Der Leichnam, von wo (womit ?) ich als Anatom begann (,) im Jahre 1746 (,-??) ist in das Gymnasium getragen worden.: diesen betrachtend (untersuchend), daß er weiß und nicht ganz abgemagert und mit nicht geschwollenen Füßen war, sah ich. Die Muskeln im Unterleib, als sie kaum zwei Tage nach dem Tod eingeschnitten waren (wurden), und zwar im Monat Januar, waren schlaff, und schon zum Teil zur grünlichen Farbe hin neigten sie sich. Dennoch, welche durch (im; durch den) Bauch zusammengehalten wurden ( im Bauch enthalten waren), gemäß der Natur verhielten sich, wenn man diese herausnahm. Die Leber groß über das Maß, so daß deren allzu große Größe in die Augen aller sogleich sprang ("hineinlief"; fiel), und obwohl außerhalb (im äußeren Bereich) von nicht schlechter Farbe, innerlich dennoch aus bläßlichem Dunkelbraun; schwärzlich), und das Ganze außerdem, sei es innen, sei es außen, mit angespannten Augen (aufmerksame Augen) hätte man sehen (betrachten) können (würde man sehen), durch einige braune Stellen unterschieden (daß es...unterschieden war) und daß härter, als zu sein pflegt (als gewöhnlich), was sowohl mit dem Finger als auch mit dem Seziermesser, während vielfältig (an vielen Stellen) entlang aller Wunden ("allen Flächen folgend") ich einschnitt, ich bemerkte.
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MORGAGNUS, EPISTULA 7,7 (FORTSETZUNG 2)

 (Den lat. Satzbau beibehalten "habend", damit das Original  durchscheine)

Auf der Stelle (sogleich) aber alles, was sein Gelnk war (das ganze Gelenk) unterhalb des hineingebrachten (erwähnten?) Bandes (Aderpresse) der Arterie, verlor die Kraft des Fühlens und des Bewegens, und wenige Stunden später ist es kalt geworden: und auch nicht mehr der Puls wurde wahrgenommen (konnte wahrgenommen werden). Dieser begann um den dritten Tag von der verbundenen Arterie an (also nachdem abgebunden wurde) wahrgenommen zu werden, aber kaum: doch um den 5. Tag war er gleichsam zum natürlichen Schwung (Lauf) schon wieder zurückgekehrt. Am Ausgang dieses Tages wird Blut im Bett bemerkt und daselbst (in diesem) werden die Binden, die die Wunde umgaben "feucht gesehen" (...daß sie feucht waren; trieften). Nachdem diese vorsichtig entfernt worden waren und die Wunde angesehen worden war, brach weder irgendetwas an Blut (also kein Blut) hervor noch gibt es ein Anzeichen, von wo es  (vorher) hervorgebrochen ist. Von diesem letzten "Ausbruch" (Sturz des Blutes) an wird der Puls wiederum völlig verloren (hört auf), nicht anders als wenn ein neues Band (Aderpresse) der Arterie angelegt ("hineingebracht") worden wäre. Aber das Glied erlangte dennoch nach vielen Tagen allmählich wieder die natürliche Wärme, auch die Beweglichkeit, doch dies später; denn 8 oder 9 Monate blieb eine Schwäche zurück ("stehen"; hielt an) und eine Magerkeit (Muskelschwund) und eine schwärzliche Farbe der Nägel und eine leichte Verletzung von der Kälte. Aber nachdem diese Zeit abgelaufen war, von der wir gesprochen haben, ging all dies zu Ende; wobei der Puls, wenn auch schlaff (träge, matt), zurückkehrte.
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MORGAGNUS, EPISTULA, 7, 7 (FORTSETZUNG)

(...) Es war diese im Grunde (am Bauch jener Höhlung; des Loches ?); so daß es sehr ungünstig war (nachteilig) wegen der Tiefe (dem Vergießen von Blut; Hervorströmen ?), die Arterie zu umschlingen (abzubinden; zu umwickeln; um sie "herumzubinden"). Nachdem er schließlich diese (sofort) oberhalb der Wunde verbunden ("gehemmt"; abgebunden) hatte, "sprang" (floß) nicht mehr (weiter) das Blut hervor, obgleich die Binde gelockert war.
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Dienstag, 6. März 2018

MORGAGNUS: VITA (TEIL 1)---HINWEIS: AD LECTOREM CARISSIMUM

Der erste Teil der VITA des MORGAGNUS befindet sich auf "novatlan. blogspot". Um diesen Blog nicht zu überfüllen, habe ich hier weitergeschrieben.
Es gibt eine Übersetzung der ersten 2 (oder 3 Bände ?) aus dem 18. Jh. (von Fr. Gg. Königsdörffer ?); ich weiß allerdings nicht, ob darin auch die Vita enthalten ist, ich glaube aber schon; leider konnte ich die Bände nirgends finden.
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Es gibt auch eine alte Englische Übersetzung, der Bände 1-?.
Zur ersten Information: Wikipedia-Artikel "Morgagnus".
Größere Auszüge scheint ein modernes Taschenbuch zu enthalten; 195 Seiten.
Bei ZVAB kann man einen Band-so man reich ist-erstehen! 
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Festzuhalten bliebe: in Padua entstand das erste Werk über pathologische Anatomie; auch wurde dort der erste klinische Unterricht erteilt; daher ist diese Schule der Wegbereiter der modernen Medizin; siehe L. Premuda: Das "Märchen" der Anatomie und die Anfänge der modernen Medizin, Hexagon, 'Roche' 14, Nr. 1, 18, 21-24 (1986).

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MORGAGNUS: ÄUSSERE ERSCHEINUNG-DAS ENDE

MORGAGNUS war von großer Statur und schöner Erscheinung (Gestalt), von heiterer und fröhlicher Miene, mit braunen Haaren, blauen Augen und bis zum hohen Alter erfreute er sich ("gebrauchte er") seiner Sinne und bester Gesundheit; um diese zu erhalten, glaubte er, daß es sehr zuträglich gewesen sei, daß er immer seine Freude an einfacher Nahrung (Lebensweise) und Kleidung hatte, daß er nicht leicht die Zeit der Nahrungsaufmnahme wechselte (veränderte) und des Schlafens und daß er sich von der Unmäßigkeit des Klimas (Unbeständigkeit der Witterung) in acht genommen habe (gehütet hat). In bester Weise handelt er ungefähr in der Art von NESTOR (d.h. er lebte so wie Nestor, König von Pylos, der weise war) unter den Lebenden; auch blühte er ungeschwächt (frisch, wohlauf, geistig gesund) an hervorragenden Gaben des Geistes, bis daß er seine Seele Gott fromm und friedlich (ruhig, sanft) zurückgab am 6. Tag des Dezember im 71. Jahr dieses Jahrhunderts (des 18.), nachdem er das Leben in ehrenhaftester Weise über 89 Jahre "geführt" (gelebt) hatte und 9 Monate, ungefähr am 11. Tag durch einen "anständigen (schicklichen) Beerdigungszug hinausgetragen ("decenti funeris pompa elatus"; zu Grabe getragen) in (unter) allgemeiner Trauer der Bürger, die richtig erkannten, eine wie große Zierde und ein wie großer Hort der Medizin die Universität von Padua verloren hatte in dem EINZIGARTIGEN MORGAGNUS.
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FINIS---
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Leider war mein Latein nicht besser!
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