Samstag, 29. September 2012

THEO LÖBSACK: DIE FLUCHT DER MILCHSTRASSEN
(Letzte Geheimnisse unserer Welt)

Vorwort:
"Was ist ein Geheimnis? Als Kinder wußten wir es noch. Da verbarg es sich in dem alten Schrank im Dämmerlicht des Dachbodens, wo Spinngewebe hingen und die Sonnenstrahlen den Staub in der stillen Luft sichtbar machten. (...)"
(ein schönes Bild!)
Kap. 1. äußert der Autor einige interessante Gedanken über das Phänomen ZEIT:
1.) das Zeitbewußtsein=die "durchgängige Form aller Erlebnisse im Bewußtseinsstrom"
2.) sie sei ein Nichts und stehe sogar still; nur die materiellen Dinge (Natur; Welt) veränderten sich!
3.) Zeit="eine Hilfskonstruktion"
4.) sie dient nur "zur Einteilung des Geschehensflusses"
5.) sie ist nur "Mittel, Ordnung in die Flucht der Erscheinungen zu bringen"
6.) sie "sei der Kunstgriff, mit dessen Hilfe es gelingt, den Ablauf aufeinanderfolgender Geschehnisse deutlich zu machen"
7.) erst mit drei Jahren "wachse den Kindern die Zeitdimension zu"
8.) mit 7 "entwickelt sich das Vermögen, zwischen Gleichzeitigkeit und Aufeinanderfolge zu unterscheiden, also die Zeitfolge auf Grund logischer Verknüpfungen zu begreifen."
9.) HERAKLIT: Wir steigen nicht zweimal in denselben Fluß (s. auch KRATYLOS)
(Wir können aber zweimal in dieselbe Badewanne steigen! Ist meines Wissens nicht verboten.)
(...)
(Die Zeit also eine Illusion? Sehr wahrscheinlich wird der Zeitsinn post mortem aufhören. Schon im Traum ist er weniger ausgeprägt!)
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Anmerkung: Vielleicht fliehen ja die Milchstraßen vor uns, weil sie sich vor uns grausen. Wenn ich eine Milchstraße wäre, ich würde mich so verhalten.
Weiteres Buch des Autors: Der Mensch: Fehlschlag der Natur! (Da bin ich ganz sicher!)
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E.

Donnerstag, 27. September 2012

EWIGE WAHRHEITEN 4: ES SPRICHT: ARTHUR SCHOPENHAUER (15 edle Zitate)

1.)...ich strebe nichts an, als die Wahreit, und schreibe, wie die Alten schrieben, in der alleinigen Absicht, meine Gedanken der Aufbewahrung zu übergeben, damit sie einst Denen (sic!) zu Gute kommen, die ihnen nachzudenken und sie zu schätzen verstehen.
(Sehr löblich!)
2.) Das Wesen der Dinge vor oder jenseits der Welt und folglich jenseits des Willens, steht keinem Forschen offen; weil die Erkenntnis überhaupt selbst nur Phänomen ist, daher nur in der Welt stattfindet, wie die Welt nur in ihr.
(Jedes Transzendieren ist daher illegitim und philosophisch unsauber. Schönen Gruß an alle selbsternannten Apostel, Gurus und Spintisierer.)
3.) Man kann, nach allen meinen Auseinandersetzungen, noch fragen, woraus denn dieser Wille, welcher frei ist, sich zu bejahen, wovon die Erscheinung der Welt, oder zu verneinen, wovon wir die Erscheinung nicht kennen, entsprungen sei? welches die jenseits aller Erfahrung liegende FATALITÄT sei, welche ihn in die höchste mißliche Alternative, als eine WELT, in der LEIDEN und TOD herrscht, zu erscheinen, oder aber sein eigenstes Wesen zu verneinen, versetzt habe? oder auch, was ihn vermocht haben möge, die unendlich vorzuziehende Ruhe des seligen Nichts zu verlassen?...woher überhaupt der große Mißton, der diese Welt durchdringt?
(Viele Fragen! Wieso trat der Wille in die Welt? Wieso konnte er so irren?)
4.) Auf alle solche Fragen wäre zunächst zu antworten, daß der Ausdruck der allgemeinsten und durchgängigsten Form unseres Intellekts der SATZ VOM GRUNDE ist, daß aber dieser eben deshalb nur auf die ERSCHEINUNG, NICHT AUF DAS WESEN AN SICH DER DINGE Anwendung findet: auf ihm  allein aber beruht alles Woher und Warum. In Folge der KANTISCHEN PHILOSOPHIE ist er nicht mehr eine aeterna veritas, sondern bloß die Form, d.i. Funktion unseres Intellekts...
(Im Ansich gibt es keine Kausalität! Ende!)
5.) Denn die Erkennbarkeit überhaupt, mit ihrer wesentlichsten, daher stets notwendigen Form von SUBJEKT und OBJEKT, gehört bloß der Erscheinung an, NICHT DEN WESEN AN SICH DER DINGE. Wo Erkenntnis, mithin Vorstellung ist, da ist auch Erscheinung...
(Keine Erkennbarkeit im Ansich! Pech für Jenseitsforscher.)
6.) Der Normalmensch ist in den Strudel und Tumult des Lebens, dem er durch seinen Willen angehört, eingesenkt...Dem Genie hingegen, dessen Intellekt vom Willen, also von der Person, abgelöst ist, bedeckt das diese  Betreffende nicht die Welt und die Dinge selbst.
(Versunken in Alltagstrivialitäten!)
7.) Im Einzelnen stets das Allgemeine zu sehen, ist gerade der Grundzug des Genies; während der Normalmensch im Einzelnen auch nur das Einzelne als solches erkennt, da es nur als solches der Wirklichkeit angehört, welche allein für ihn Interesse, d.h. Beziehung zu seinem Willen hat.
(Unfähig zur Abstraktion!)
8.) Das Genie lebt wesentlich einsam. Es ist zu selten, als daß es leicht auf seines Gleichen treffen könnte, und zu verschieden von den Übrigen, um ihr Geselle zu sein. Bei ihnen ist das Wollen, bei ihm das Erkennen das Vorwaltende: daher sind ihre Freuden nicht seine, seine nicht ihre.
(Der "maior pars" ist nicht erkenntnisverfolgend. Als Ersatz für mangelndes Denken fungiert bei diesem ständiges Wollen (meist trivialer Dinge wie Autos, Schmuck, Mode, Häuser und dergl. Plunder).
9.) Denn wahrhaft eine mißliche Lage ist die unsrige! eine Spanne Zeit zu leben, voll Mühe, Not, Angst und Schmerz, ohne im Mindesten (sic) zu wissen, woher, wohin und wozu, und dabei nun noch die Pfaffen aller Farben, mit ihren respektiven Offenbarungen über die Sache, nebst Drohungen gegen Ungläubige.
(No party, Freunde!)
10.) Das glücklichste Los, was dem Genie werden kann, ist ENTBINDUNG VOM TUN UND LASSEN., als welches nicht sein Element ist, und freie Muße zu seinem Schaffen.-
(Endlich bin ich alles los!)
11.) In der Einsamkeit, als wo Jeder (sic) auf sich selbst zurückgewiesen wird, da zeigt sich, was er an sich selber hat...Daher ist es wahr was SENECA sagt: omnis stultitia laborat fastidio sui (ep. 9); wie auch JESUS SIRACHS Ausspruch: 'des Narren Leben ist ärger, denn der Tod.' Demgemäß wird man im Ganzen finden, daß Jeder in dem Maße gesellig ist, wie er geistig arm und überhaupt gemein ist. Denn man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit. Die geselligsten aller Menschen sollen die Neger sein.
(Man denke nur an das ganze Geschnattere, das man überall hören muß! Vox populi, vox Rindvieh!))
12.) Überhaupt kann Jeder im vollkommensten Einklang nur mit sich selbst stehn...
(So bin ich meistens völlig meiner Meinung!)
13.) Alle Lumpe sind gesellig, zum Erbarmen: daß hingegen ein Mensch edlerer Art sei, zeigt sich zunächst daran, daß er kein Wohlgefallen an den Übrigen hat, sondern mehr und mehr die Einsamkeit ihrer Gesellschaft vorzieht...
(Gemeinschaft macht immer gemein!)
14.) Immer kommt es darauf an, was Einer sei und demnach an sich selber habe: denn seine Individualität begleitet ihn stets und überall...
15.) Das Bewußtsein der Tiere ist eine bloße Sukzession von Gegenwarten...hingegen Zukunft und Vergangenheit, welche die meisten Ursachen unserer Leiden enthalten, sind weit ausgedehnt, und zu ihrem wirklichen Inhalt kommt noch der bloß mögliche, wodurch dem Wunsch und der Furcht sich ein unabsehbares Feld öffnet: von diesen hingegen ungestört genießen die Tiere jede auch nur erträgliche Gegenwart ruhig und heiter. Sehr beschränkte Menschen mögen ihnen hierin nahe kommen...So ist denn das Leben des Tieres eine fortgesetzte Gegenwart. Es lebt dahin ohne Besinnung und geht stets ganz in der Gegenwart auf: selbst der große Haufen der Menschen lebt mit sehr geringer Besinnung.
(Unhistorische Menschen leben auch nur im Jetzt!)
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E.




Dienstag, 25. September 2012

EWIGE WAHRHEITEN 3: FREUND SCHOPENHAUER SPRICHT:

1.) Es ist sogar gefährlich, früher über einen Gegenstand zu lesen, als man selbst darüber nachgedacht hat.
2.) Daher...trägt das Gesicht manches Gelehrten von seinen vielen Studien keine anderen Spuren als die der Erschöpfung und Abnutzung durch übermäßige, erzwungene Anstrengung des Gedächtnisses zu widernatürlicher Anhäufung toter Begriffe: dabei sieht ein solcher oft so einfältig, albern und schafmäßig darein, daß man glauben muß, die übermäßige Anstrengung der dem Abstrakten zugewendeten, mittelbaren Erkenntniskraft bewirke direkte Schwächung der unmittelbaren und anschauenden und der natürliche, richtige Blick werde durch das Bücherlicht mehr und mehr geblendet. Allerdings muß das fortwährende Einströmen fremder Gedanken die eigenen hemmen und ersticken, ja auf die Länge die Denkkraft lähmen...
(So tragen viele "Geistesmenschen" Züge von Vertrottelung an sich. Ich hatte einen Kommilitonen, der benahm sich im ersten Semester schon wie sein eigener Großvater. Seine Redeweise war wie aus einem Spätdialog Platons. Eine andere war völlig humorlos und "staubkeksartig". Ein Assistent war nahe an der Schwelle zum reinen Geist. Er irrlichterte manchmal völlig entrückt durch die Mensa.)
3.) Ja die meisten Menschen haben...den Vorsatz, mit dem kleinstmöglichen Aufwand von Gedanken auszukommen; weil ihnen das Denken eine Last und Beschwerde ist. Demgemäß denken sie nur knapp so viel, wie ihr Berufsgeschäft schlechterdings nötig macht, und dann wieder so viel, wie ihre verschiedenen Zeitvertreibe, sowohl Gespräche als Spiele, erfordern, die dann aber beide darauf eingerichtet sein müssen, mit einem Minimo von Gedanken bestritten werden zu können.
4.) Daher ist in allen Ländern die Hauptbeschäftigung aller Gesellschaft das Kartenspiel geworden...Weil sie nämlich keine Gedanken auszutauschen haben, tauschen sie Karten aus...
5.) Dies alles kommt daher, daß der große Haufe gar wenig denkt...
6.) Jeder hält das Ende seines Gesichtskreises für das der Welt...
7.) Im allgemeinen freilich haben die Weisen aller Zeiten immer dasselbe gesagt, und die Toren, d.h. die unermeßliche Majorität aller Zeiten, haben immer dasselbe, nämlich das Gegenteil getan: und so wird es denn auch ferner bleiben...
8.) Zu dieser (=die Beleidigung) fühlt daher die niedrige Natur sogar instinktive Aufforderung, sobald sie geistige Überlegenheit zu spüren anfängt."
9.) Denn darüber täusche man sich nicht, daß zu allen Zeiten, auf dem ganzen Erdenrunde und in allen Verhältnissen eine von Natur selbst angezettelte Verschwörung aller mittelmäßigen, schlechten und dummen Köpfe gegen Geist und Verstand existiert. (sozusagen eine "Verschwörung der Idioten", s. auch den berühmten Roman)
10.) So geschieht es, daß die Erziehung schiefe Köpfe macht...(im wahrsten Sinne des Wortes: mehrere meiner Schüler haben in der Vergangenheit oft abenteuerliche Zuckungen mit dem Kopf vollführt!)
11.)...weil alles Anschauliche viel fester haftet als das bloß in abstracto Gedachte oder gar nur Worte. Darum behalten wir so sehr viel besser, was wir erlebt, als was wir gelesen haben.
12.) Denn die ganze Welt der Reflexion ruht und wurzelt auf der anschaulichen Welt.
13.) Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst, wer ihr alles opfert, noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
(gerichtet an all die Unwürdigen)
14.) Ein Gelehrter ist, wer viel gelernt hat; ein Genie der, von dem die Menschheit lernt, was er von keinem gelernt hat.
15.) Das Genie ist sein eigener Lohn: denn das Beste, was einer ist, muß er notwendig für sich selbst sein.
16.) Denn wo ein Lebendes atmet, ist gleich ein anderes gekommen, es zu verschlingen, und ein jedes ist durchweg auf die Vernichtung eines anderen wie abgesehn und berechnet, sogar bis auf das Speziellste herab.
(So ist die Welt!)
17.) Im Grunde entspringt dies daraus, daß der Wille an sich selber zehren muß, weil außer ihm nichts da ist und er ein hungriger Wille ist. Daher die Jagd, die Angst und das Leiden.
18.) Sogar an Abrichtungsfähigkeit übertrifft der Mensch alle Tiere.
19.) Die meisten Menschen sind so subjektiv, daß im Grunde nichts Interesse für sie hat, als ganz allein sie selbst. Daher kommt es, daß sie bei allem, was gesagt wird, sogleich an sich denken...
20.) Diesem allen zufolge steht die Geselligkeit eines jeden ungefähr im umgekehrten Verhältnisse seines intellektuellen Wertes, und "er ist ungesellig" sagt beinahe schon "er ist ein Mann von großen Eigenschaften".
Dem intellektuell hochstehenden Menschen gewährt nämlich die Einsamkeit einen zwiefachen Vorteil: erstlich den, mit sich selber zu sein, und zweitens den, nicht mit andern zu sein. Diesen letzteren wird man hoch anschlagen, wenn man bedenkt, wieviel Zwang, Beschwerde und selbst Gefahr jeder Umgang mit sich bringt.
(Diesen tiefen Gedanken möchte ich geradezu mein "Glaubensbekenntnis" nennen. Man kann sich vor Menschen nicht genug in acht nehmen!)
All' unser Übel: nicht allein sein zu können, sagt LABRUYÈRE.
Geselligkeit gehört zu den gefährlichen, ja, verderblichen Neigungen, da sie uns in Kontakt bringt mit Wesen, deren große Mehrzahl moralisch schlecht und intellektuell stumpf oder verkehrt ist. Der Ungesellige ist einer, der ihrer nicht bedarf. An sich selbst soviel zu haben, daß man der Gesellschaft nicht bedarf, ist schon deshalb ein großes Glück, weil fast alle unsere Leiden aus der Gesellschaft entspringen, und die Geisterruhe, welche, nächst der Gesundheit, das wesentliche Element unseres Glückes ausmacht, durch jede Gesellschaft gefährdet wird und daher ohne ein bedeutendes Maß von Einsamkeit nicht bestehen kann.
21.) Unnütz zu sein, gehört zum Charakter der Werke des Genies: es ist ihr Adelsbrief...sie allein sind ihrer selbst wegen da, und sind, in diesem Sinn, als die Blüte, oder der reine Ertrag des Daseins anzusehen. Deshalb geht beim Genuß derselben uns das Herz auf: denn wir tauchen dabei aus dem schweren Erdenäther der Bedürftigkeit auf.
Diesem analog sehen wir, auch außerdem, das Schöne selten mit dem Nützlichen vereint.
22.) Die Quelle alles Wohlgefallens ist die Homogeneität. (...)so daß ein Dummkopf die Gesellschaft eines anderen Dummkopfs ungleich lieber ist, als die aller großen Geister zusammengenommen.
23.) Dies alles stimmt damit überein, daß der Geschlechtstrieb der Kern des Willens zum Leben, mithin die Konzentration alles Wollens ist...Ja, man kann sagen, der Mensch sei konkreter Geschlechtstrieb; da seine Entstehung ein Kopulationsakt und der Wunsch seiner Wünsche ein Kopulationsakt ist, und dieser Trieb allein seine ganze Erscheinung perpetuiert und zusammenhält.
24.)Zuvörderst gehört hierher, daß der Mann von Natur zur Unbeständigkeit in der Liebe, das Weib zur Beständigkeit geneigt ist...Daher sieht er sich stets nach andern Weibern um; sie hingegen hängt fest dem einen an: denn die Natur treibt sie, instinktmäßig und ohne Reflexion, sich den Ernährer und Beschützer der künftigen Brut zu erhalten. Demzufolge ist die eheliche Treue dem Manne künstlich, dem Weibe natürlich...
25.) Ist aber dem Dinge an sich, d.h. dem wahren Wesen der Welt, Zeit und Raum fremd; so ist es notwendig auch die Vielheit.
26.) Alle der Philosophie von außen gebotene Hilfe ist, ihrer Natur nach, verdächtig: denn das Interesse jener ist zu hoher Art, als daß es mit dem Treiben dieser niedrig gesinnten Welt eine aufrichtige Verbindung eingehen könnte. Dagegen hat sie ihren Leitstern, der nie untergeht. Darum lasse man sie gewähren...
27.) Geister ersten Ranges werden daher sich nie einer Spezialwissenschaft widmen, denn ihnen liegt die Einsicht in das Ganze zu sehr am Herzen. Sie sind Feldherren, nicht Hauptleute, Kapellmeister, nicht Orchesterspieler...Vielmehr ist er offenbar auf das Ganze gerichtet: sein Streben geht auf die Gesamtheit der Dinge, die Welt überhaupt...(an alle Mikrologen und Erbsenzähler!)
(dies werde ich in einem irgendwann noch zu schreibenden Aufsatz mit dem Thema "Über das Ganze der Dinge" behandeln)
28.) Bloße Schlauheit befähigt wohl zum Skeptikus, aber nicht zum Philosophen.
29.) Nur der höchste, Alles (sic) übersehende und in Rechnung bringende Standpunkt kann absolute Wahrheit liefern. (siehe auch mein essays "Vom höchsten Standpunkt" und "Die olympische Schau"; leider noch nicht erschienen)
30.) Überhaupt mache ich die Aufforderung, daß wer sich mit meiner Philosophie bekannt machen will, jede Zeile von mir lese. (Na dann, mal los!)
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E.


Sonntag, 23. September 2012

EWIGE WAHRHEITEN 2 (30 more good quotations of friend SCHOPENHAUER)

1.) In früher Jugend sitzen wir vor unserm bevorstehenden Lebenslauf wie die Kinder vor dem Theatervorhang in froher und gespannter Erwartung der Dinge, die da kommen sollen-ein Glück, daß wir nicht wissen, was wirklich kommen wird! (No happy ending, as I always promised!)
2.) Wenn in meinen Jünglingsjahren es an meiner Türe schellte, wurde ich vergnügt: denn ich dachte, nun käme es. Aber in den spätern Jahren hatte meine Empfindung bei demselben Anlaß vielmehr etwas dem Schrecken Verwandtes: ich dachte, da kommt's.
3.)Gegen das Ende des Lebens nun gar geht es wie gegen das Ende eines Maskenballs, wann die Larven abgenommen werden. Man sieht jetzt, wer diejenigen, mit denen man während seines Lebenslaufes in Berührung gekommen war, eigentlich gewesen sind. (So zeigen sich die meisten-bei Licht betrachtet-als das, was sie sind: erbärmlich.)
4.) Das Nomadenleben, welches die unterste Stufe der Zivilisation bezeichnet, findet sich auf der höchsten im allgemein gewordenen Touristenleben wieder ein. Das erste ward von der Not, das zweite von der Langeweile herbeigeführt. (Was würde Freund Schopenhauer wohl über den heutigen Touristen-Mob sagen?-Mob rules!)
5.) Vielleicht kann man den Geist der Alten dadurch charakterisieren, daß sie durchgängig und in allen Dingen bestrebt waren, so nahe als möglich der Natur zu bleiben; und dagegen den Geist der neuen Zeit durch das Bestreben, so weit als möglich der Natur sich zu entfernen. (Der "Antike" lügt nie (l'antiquo non sbaglia mai ?)).
6.) Die gänzliche Nichtbeachtung, die mein Werk erfahren hat, beweist, daß entweder ich des Zeitalters nicht würdig war, oder umgekehrt. In beiden Fällen heißt es jetzt: the rest is silence. (Genio non compreso!)
7.) Wie lang ist die Nacht einer unendlichen Zeit gegen den kurzen Traum des Lebens. (Das Leben ist der Traum eines Schmetterlings.-Yabus Todesgedicht, Shogun (?))
8.) Denn die Individuen sind flüchtig wie das Wasser im Bach, die Ideen hingegen beharrend wie dessen Strudel: nur das Versiegen des Wassers würde auch sie vernichten. (Das ewige Reich der Ideen.)
9.) Weil wir aber sind, was wir nicht sein sollten, tun wir auch notwendig, was wir nicht tun sollten (The thing that shouldn'be!-Ein Rezept dafür liefert Laotse: Nichthandeln!)
10.) Daß unser Dasein selbst eine Schuld impliziert, beweist der Tod.
11.) 'Operari sequitur esse' ist ein fruchtbarer Satz der Scholastik: jedes Ding in der Welt wirkt nach seiner unveränderlichen Beschaffenheit, die sein Wesen, seine essentia ausmacht; so auch der Mensch. Wie einer ist, so wird, so muß er handeln...
12.) Der Egoismus ist kolossal: er überragt die Welt. (siehe auch die Liedzeile von Falco: Die ganze Welt dreht sich um mich, denn ich bin nur ein Egoist...)
13.)  Das Recht an sich selbst ist machtlos: von Natur herrscht die Gewalt (Daß wir uns über diese aufregen, zeigt, wie weit wir schon vom Naturzustand entfernt sind.)
14.) Allein jeder, der einen Lohn seiner Taten sucht, sei es in dieser Welt oder in einer künftigen, ist ein Egoist (Und wer seine guten Werke vor die Menschen tut, hat seinen Lohn dahin. Die Schrift.)
15.) Bei jeder neuen Bekanntschaft ist meistens unser erster Gedanke, ob der Mann uns nicht zu irgend etwas nützlich werden könnte... (Leider! Sad, but true!)
16.) Wirklich also liegt im Herzen eines jeden ein wildes Tier, das nur auf Gelegenheit wartet, um zu toben und zu rasen...es ist eben das, woraus alle Kampf-und Kriegslust entspringt. (Homo homini lupus.)
17.) Überhaupt aber bezeichnen in der Regel Ungerechtigkeit, äußerste Unbilligkeit, Härte, ja Grausamkeit die Handlungsweise der Menschen gegen einander.
18.) Nehmen wir aus dem Leben die wenigen Augenblicke der Religion, der Kunst und der reinen Liebe, was bleibt als eine lange Reihe trivialer Gedanken? (Die meisten sind jedoch völlig in Trivialitäten versunken. Sie sind wahre Meister der Irrelevanz. Condemned to never-ending darkness!)
19.) Es gibt in der Welt nur ein lügenhaftes Wesen: es ist der Mensch. (Tell a little truth with a lot of lies. Ronny James Dio. Rainbow.)
20.) Sooft ein Mensch stirbt, geht eine Welt unter, nämlich die er in seinem Kopfe trägt...(Viele tragen nichts oder Schlechtes oder Banales in ihrem Kopfe. Können deswegen gerne untergehen.)
21.) Ich muß aufrichtig gestehen: der Anblick jedes Tieres erfreut mich unmittelbar, und mir geht dabei das Herz auf...Hingegen erregt der Anblick der Menschen fast immer meinen entschiedenen Widerwillen...darum wende ich mich davon ab und fliehe zur vegetabilischen Natur, erfreut, wenn mir Tiere begegnen. Sagt was ihr wollt! der Wille auf der obersten Staffel seiner Objektivation gewährt keinen schönen Anblick, sondern einen widerwärtigen. (Most of the faces I see, I don't like.)
22.) Ich aber sage: wer wissentlich einen fremden Hund vor seiner Türe totfrieren läßt, ist-ein Hund. (An all die dreckigen Tierquäler gerichtet!)
23.) Denn wer selbst Verdienste hat, läßt auch Verdienste gelten-versteht sich: echte und wirkliche. Aber der, dem selbst alle Vorzüge und Verdienste mangeln, wünscht, daß es gar keine gäbe.
24.) Ich hege wirklich längst die Meinung, daß die Quantität Lärm, die jeder unbeschwert vertragen kann, in umgekehrten Verhältnis zu seinen Geisteskräften steht...
25.) ...Daher soll man das ganze Leben hindurch das Studium der Alten fortsetzen...
26.) Die Abschaffung des Lateinischen als allgemeiner Gelehrtensprache und die dagegen eingeführte Kleinbürgerei der Nationalliteraturen ist für die Wissenschaften in Europa ein wahres Unglück gewesen.
(Besucht deshalb unsere Lateinseite!)
27.)Diese allmählige (sic!) Degradation (der Sprachen) ist ein bedenkliches Argument gegen die beliebten Theorien unserer so nüchtern lächelnden Optimisten vom stetigen Fortschritt der Menschheit zum Bessern, wozu sie die deplorable Geschichte des bipedischen Geschlechts verdrehen möchten...
28.) Überhaupt ist so ein exklusiver Fachgelehrter dem Fabrikarbeiter analog...
29.) Die aber, welche statt die Gedanken eines Philosophen zu studieren, sich mit seiner Lebensgeschichte bekanntmachen, gleichen denen, welche statt mit dem Gemälde sich mit dem Rahmen beschäftigen...
30.) Je weniger einer denkt, desto mehr hat er die Augen überall: das Sehn muß bei ihm die Stelle des Denkens vertreten. (Schönen Gruß an meine Nachbarn.)
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E.


Freitag, 21. September 2012

EWIGE WAHRHEITEN: SCHOPENHAUER 1 (30 meiner Lieblingszitate)



Von Schopenhauer gibt es geistvolle "dicta", die an Witz und Tiefsinn kaum zu übertreffen sind. Schopenhauer zu lesen ist immer lohnend.
Hier nun eine kleine Auswahl:
1.) ...wenn man in England etwas als sehr dunkel, ja ganz unverständlich bezeichnen will, man sagt: 'It is like German metaphysics'...
2.) Wenige nämlich lesen, aber alle schwätzen...(Was würde wohl unser Philosoph zu den heutigen "schwatzsüchtigen" Zeiten sagen? Er würde sich (sine dubio) "gegraust" abwenden.)
3.) Ein Weiser ist man nur unter der Bedingung, in einer Welt voll Narren zu leben. (Die Welt-ein Irrenhaus! Ich hab' es immer gewußt.)
4.) Intuitiv nämlich oder in concreto ist sich eigentlich jeder Mensch aller philosophischen Wahrheiten bewußt: sie aber in sein abstraktes Wissen, in die Reflexion zu bringen ist das Geschäft des Philosophen, der weiter nichts soll noch kann.
(So war z.B. mein Großvater ein Hort der Lebensklugheit, ohne abstrahieren zu können. Fragte man ihn, so bekam man stereotyp diese Antworten: Mal sehen; andersmal: wenn ich noch leb' usw. Sein Lieblingsspruch war allerdings: So jung kommen wir nicht mehr zusammen. Und: Ich nehm' nix mit!)
5.) (Alle Frömmler wegschauen!) Denn auf Offenbarungen wird in der Philosophie nichts gegeben; daher ein Philosoph vor allen Dingen ein Ungläubiger sein muß.
6.) Der Satz vom Grunde in seinen vier Gestalten gleicht einem Sturm ohne Anfang und Ende, der alles mit sich fortreißt: auch die Wissenschaft geht seinen Weg stolzierend, im Wahn eines Ziels: aber die Kunst gleicht dem ruhigen Sonnenlicht, das kein Sturm erschüttert und das den Sturm durchschneidet.-Der Philosoph vergesse nie, daß er eine Kunst treibt und keine Wissenschaft.
(Die Kunst ist also immer am Ziel, der Wissenschaftler rastlos unterwegs.)
7.) Daher gehört es denn auch zu den seltensten Fällen, daß ein wirklicher Philosoph zugleich ein Dozent der Philosophie gewesen wäre.
8.)Es gibt inzwischen Leute, welche aus lauter Patriotismus sogar die Leibnizsche Philosophie verehren: sie verdienen unter lauter Monaden eingesperrt zu werden und dort die prästabilierte Harmonie anhören...zu müssen. (Armer Leibniz, arme Monaden!)
9.) (Über Goethe)
Dafür nun freilich war er eben ein Poet und kein Philosoph, d.h. von dem Streben nach den letzten Gründen und dem innersten Zusammenhange der Dinge nicht beseelt-oder besessen; wie man will.
10.) Die Naturphilosophen sind nur eine besondere Klasse Narren... (ich kenne noch einige!)
11.) Fichte ist der Vater der Scheinphilosophie...
12.) Freilich ist die ganze jüngere Zeitgenossenschaft von der Hegelei gleich wie von der Franzosenkrankheit infiziert worden...
13.) Ich habe sie aber deswegen nicht mit aufzählen können, weil meines Erachtens Fichte, Schelling und Hegel keine Philosophen sind, indem ihnen das erste Erfordernis hierzu, Ernst und Redlichkeit des Forschens, abgeht. Sie sind bloße Sophisten: sie wollten scheinen, nicht sein und haben nicht die Wahrheit, sondern ihr eigenes Wohl und Fortkommen in der Welt gesucht.
14.) Wenn man einen Jüngling absichtlich verdummen und zu allem Denken völlig unfähig machen will. so gibt es kein probateres Mittel als das fleißige Studium Hegelscher Originalwerke...Wenn einmal ein Vormund besorgen sollte, sein Mündel könnte für seine Pläne zu klug werden; so ließe sich durch fleißiges Studium der Hegelschen Philosophie diesem Unglück vorbeugen.
(Das Problem bei dem Rundumschlag ist: Da bleiben nicht mehr viel übrig.)
15.) Mein Zeitalter und ich passen nicht füreinander: so viel ist klar.
16.) Ich habe die Wahrheit gesucht und nicht eine Professur.
17.) Der Natur liegt bloß unser Dasein, nicht unser Wohlsein am Herzen.
18.) Wie durch den Eintritt der Nacht die Welt verschwindet, dabei jedoch keinen Augenblick zu sein aufhört; ebenso scheinbar vergeht Mensch und Tier durch den Tod, und ebenso ungestört besteht dabei ihr wahres Wesen fort. (Wie tröstlich!)
19.) Mehr oder weniger wünschen wir bei allem, was wir treiben und tun, das Ende heran, sind ungeduldig, fertig zu werden, und froh, fertig zu sein. (Ich sollte jetzt auch zum Ende kommen...)
20.) Jedes Individuum, jedes Menschengesicht und dessen Lebenslauf ist nur ein kurzer Traum mehr des unendlichen Naturgeistes, des beharrlichen Willens zum Leben, ist nur ein flüchtiges Gebilde mehr, das er spielend hinzeichnet auf sein unendliches Blatt, Raum und Zeit, und eine gegen diese verschwindend kleine Weile bestehen läßt, dann auslöscht, neuen Platz zu machen. Dennoch, und hier liegt die bedenkliche Seite des Lebens, muß jedes dieser flüchtigen Gebilde, dieser schalen Einfälle, vom ganzen Willen zum Leben, in aller seiner Heftigkeit, mit vielen und tiefen Schmerzen und zuletzt mit einem lange gefürchteten, endlich eintretenden bittern Tode bezahlt werden.
(Na, das ist doch endlich mal etwas Aufbauendes!)
21.) Jeder Atemzug wehrt den beständig eindringenden Tod ab...denn ihm sind wir schon durch die Geburt anheimgefallen, und er spielt nur eine Weile mit seiner Beute, bevor er sie verschlingt.
22.) Das Leben stellt sich dar als ein fortgesetzter Betrug, im Kleinen wie im Großen. Hat es versprochen, so hält es nicht; es sei denn, um zu zeigen, wie wenig wünschenswert das Gewünschte war: so täuscht uns bald die Hoffnung, bald das Gehoffte. Hat es gegeben; so war es, um zu nehmen. Der Zauber der Entfernung zeigt uns Paradiese, welche wie optische Täuschungen verschwinden, wenn wir uns haben hinäffen lassen. Das Glück liegt demgemäß stets in der Zukunft oder auch in der Vergangenheit, und die Gegenwart ist einer kleinen dunklen Wolke zu vergleichen, welche der Wind über die besonnte Fläche treibt: vor ihr und hinter ihr ist alles hell, nur sie selbst wirft stets einen Schatten. Sie ist demnach allezeit ungenügend, die Zukunft aber ungewiß, die Vergangenheit unwiederbringlich.
(Daher heißt es bei den "Doors": I woke up this morning-and got myself a beer.-Future is uncertain-the end is always near.---Was ist schwarz und steht vor der Tür?-Die Zukunft!-In diesem Sinne, nicht unterkriegen lassen und immer schön optimistisch in die Zukunft blicken. Denn: alles wird gut!)
23.) Wenn das Leben an sich selbst ein schätzbares Gut und dem Nichtsein entschieden vorzuziehen wäre; so brauchte die Ausgangspforte nicht von so entsetzlichen Wächtern, wie der Tod mit seinen Schrecken ist, besetzt zu sin. Aber wer würde im Leben, wie es ist, ausharren, wenn der Tod minder schrecklich wäre?-Und wer könnte auch nur den Gedanken des Todes ertragen, wenn das Leben eine Freude wäre! So aber hat jener immer noch das Gute, das Ende des Lebens zu sein, und wir trösten uns über die Leiden des Lebens mit dem Tode und über den Tod mit den Leiden des Lebens. Die Wahrheit ist, daß beide unzertrennlich zusammengehören, indem sie ein Irrsal ausmachen, von welchem zurückzukommen so schwer wie wünschenswert ist.
24.) Zum Proviant für die Lebensreise gehört auch ganz vorzüglich ein gute Vorrat von Resignation, den man erst (und zwar je früher je besser für den Rest der Reise) aus fehlgeschlagenen Hoffnungen abstrahieren muß.
(Abstrahieren kann nur der Philosoph!)
25.) Das Leben eines jeden Menschen ist, wenn man es im Ganzen übersieht, ein Trauerspiel; im Einzelnen betrachtet aber ein Lustspiel.
26.) Was die Geschichte erzählt, ist in der Tat nur der lange, schwere und verworrene Traum der Menschheit.
27.) Denn nichts ist gewisser, als daß keiner jemals aus sich herauskann, um sich mit den von ihm verschiedenen Dingen unmittelbar zu identifizieren: sondern alles, wovon er sichere, mithin unmittelbare Kunde hat, liegt innerhalb seines Bewußtseins.
28.) Alle Philosophie und aller Trost, den sie gewährt, läuft darauf hinaus zu zeigen, daß eine Geisterwelt ist und daß wir in derselben von allen Erscheinungen der Außenwelt getrennt, ihnen von einem erhabenen Sitz mit größter Ruhe und ohne Teilnahme zusehn können, wenn unser der Körperwelt gehörender Teil auch noch so sehr darin herumgerissen wird...
29.) (Ridere licet) Unter Philosophen und Dichtern sind die Verheirateten schon als solche verdächtig, ihre Sache zu suchen, nicht das Heil der Wissenschaft und Kunst.
30.) (Item) In vielen Ländern, auch im südlichen Deutschland herrscht die schlimme Sitte, daß Weiber Lasten, und oft sehr beträchtliche, auf dem Kopfe tragen. Dies muß nachteilig auf das Gehirn wirken; wodurch dasselbe beim weiblichen Geschlecht im Volke sich allmählig (sic!) deterioriert, und da von ihm das männliche das seinige empfängt, das ganze Volk immer dümmer wird; welche bei vielen gar nicht nötig ist.
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E.

Samstag, 15. September 2012


MIYAMOTO MUSASHI


* 1584
+ 13.06.1645

Miyamoto Musashi war ein japanischer Samurai, der durch seine Schwertkampftechnik sowie philosophische und künstlerische Arbeiten berühmt wurde.



Holzschnitte von Kuniyoshi, 19. Jhd.


Musashi wurde 1584 im Dorf Miyamoto in der Provinz Mimasaka geboren. Sein Vater war der Samurai Hirata Munisai, der nach der Heirat mit seiner Frau Omasa Shinmen Munisai hiess. Die Familie seiner Frau leitete sich vom Klan Fujiwara ab.

Mit 16 verliess er seine Heimat, um durch Japan zu ziehen und Duelle zu suchen. Sein erstes tödliches Duell hatte er aber schon mit 13.
Einige Forscher sprechen von "Kriegerwallfahrt". Erst jetzt nannte er sich selbst Miyamoto Musashi.
Durch die kriegerische Zeit, in der er aufwuchs, nahm er auch an grossen Kriegen und entscheidenden Schlachten teil. Dazu gehört die Schlacht von Sekigahara.

Musashi entwickelte dabei seinen eigenen Schwertkampfstil und wurde damit berühmt. Er verwendete manchmal statt einem zwei Schwerter oder setzte Waffen aus Holz ein.
Seine Schule nannte man Niten-Ichiryú, also "zwei Himmel ein (Stil)".
Musashi legte sich bei seinem Abenteuerzug durch Japan sowohl mit Vertretern führender Schwertschulen als auch mit Vertretern anderer Waffenarten an. Einige Herausforderer wurden gezielt von Fürsten geschickt, um ihn zu töten. Musashi entschied aber fast alle - meist tödlich endenden - Kämpfe für sich. Er selbst überlebte jedesmal. Einmal soll er von Killern sogar in einem Badehaus eingeschlossen und gekocht worden sein, konnte aber ausbrechen und rächte sich.


Ausbruch aus einem heissen Badehaus


Musashi besiegte u. a. den Kettensichel-Experten Shishido Baiken, Speer-Experten, Stock-Experten Schwertmeister der Yoshioka-Schule und den Schwertkämpfer Sasaki Kojiro.
Nach eigenen Angaben hat er bis zum 28 Lebensjahr 60 Duelle bestritten.

Der Kojiro-Kampf (1612) war dadurch berühmt, dass Musashi zum Kampf ruderte und aus dem Ersatzruder des Bootes ein Schwert schnitzte. Kojiro selbst war bekannt für seine Langschwert-Techniken mit dem Nodachi und seinen "Schwalbenschwanz-Konter" (Tsubame-gaeshi = Schwalben-Konter).
Musashi erschien durch das Schnitzen seiner Waffe verspätet zum Kampf und wurde dann sofort vom wütenden Kojiro angegriffen. Dieser konnte ihn aber mit seinem Nodachi nur leicht streifen und erhielt dann einen Volltreffer auf den Kopf. Als der liegende Kojiro noch einmal versuchte, mit seinem Schwert Musashis Oberschenkel zu erwischen, wurde er durch einen weiteren Hieb auf den Brustkorb getötet.

Als Musashi aufgehört hatte, sich zu duellieren, gründete er Schulen und Tempel und betätigte sich als Handwerker, Künstler und Philosoph. Musashi war ein Meister der Kalligraphie, bemalte Wandschirme, stellte Metallarbeiten her und fertigte speziell Tsubas (Stichblätter). Am Ende seines Lebens zog er sich zurück, um das "Buch der fünf Ringe" (Gorin no Sho) zu schreiben. Dies brachte ihm bleibende Berühmtheit ein.


Selbstbildnis, Naturbild


Tsuba

Musashi erteilt darin Ratschläge für den Schwertkampf in Kombination mit allgemeinen Lebensweisheiten.
Das Buch ist in 5 "Unterbücher" unterteilt, dem "Buch der Erde" (Weg des Kriegers), "Buch des Wassers" (Grundlagen), "Buch des Feuers" (Gefecht), "Buch des Windes" (andere Schulen), "Buch der Leere" (Intuition und intellektuelles Regellernen).
Manchen Kritikern sind diese Ratschläge zu allgemein, aber Musashi hat es so erreicht, dass sein Werk post mortem Einfluss in berühmten Managementlehren, Lebenshilfesystemen und Strategiebüchern fand.
Musashi starb kurz nach der Abfassung des Buches 1645.

Sein Leben beeinflusst auch die moderne Medienwelt. Neben Ausgaben seines Werkes ist der an sein Leben angelehnte Roman "Musashi" von Eiji Yoshikawa bekannt, der später auch die Manga-Reihe "Vagabond" beeinflusste. Im Filmbereich entstand von 1954 - 56 die Trilogie "Samurai" mit Toshiro Mifune.




Samstag, 1. September 2012

NIETZSCHE: "WIR PHILOLOGEN"



(über die vielen falschen und wenigen richtigen Philologen oder: mit den Philologen ist es nichts und mit den Diszipulen ist es auch nicht weit her)

NIETZSCHES kleine Schrift "Wir Philologen" ist eine kritische Abrechnung mit dem Philologenstand. NIETSCHE war ursprünglich selbst PHILOLOG (sic!). Somit ist da Opusculum auch eine kritische Beschäftigung mit sich selbst.
Unter den Menschen regiert nicht so sehr die Vernunft (wie wahr!), sondern der Zufall. Das sieht man daran, daß viele in einem Beruf landen, zu dem sie nicht berufen sind. Man wählt seinen Beruf zu früh:
"Der Mensch wählt den Beruf, wo er noch nicht fähig zum Wählen ist, er kennt die verschiedenen Berufe nicht, er kennt sich selbst nicht."
Erst viel zu spät kommt die bessere Einsicht:
"die Weisheit hat auf Erden fast immer etwas Altersschwaches und Mangel an Muskelkraft an sich gehabt."
NIETZSCHE kommt zu dem vernichtenden Urteil:
"Ich meine, 99 von 100 Philologen sollten keine sein."
Und weiter:
"Was wird aus einer Wissenschaft, die von solchen 99 betrieben wird?" (Nix!)
NIETZSCHE faßt zusammen:
1.) Es bestehe ein Mißverhältnis Philologe-antiker Mensch
(Wie "Trojakämpfer" sahen meine Lateinlehrer ja nicht gerade aus! Zu dick, zu mickerig, einfach unheroisch! Kein Krieg damit zu gewinnen.)
2.) Unfähigkeit der Philologen mittels der Antike zu erziehen.
3.) Wissenschaftsfälschung, falsche Anforderungen, Verleugnung der eigentlichen Ziele.
Als Trost für die rechten Philologen:
"diese mögen alle jene Majoritäten wie ihre Hilfsarbeiter behandeln."
Erst müsse man viel erlebt haben, bevor man Philologe wird:
"Daraus folgt, daß ältere Männer sich zu Philologen eignen, wenn sie in der erlebnisreichsten Zeit ihres Lebens nicht Philologen waren."
Und in paradoxer Weise setzt er hinzu:
"Also der Philolog (sic!) selbst ist nicht das Ziel der Philologie."
Dagegen bleibe der Mensch nur bei 3 Existenzformen Individuum:
"als PHILOSOPH, als HEILIGER und KÜNSTLER"
"Man sehe nur, womit ein wissenschaftlicher Mensch sein Leben totschlägt: was hat die griechische PARTIKELLEHRE mit dem SINN DES LEBENS zu tun?-So sehen wir auch hier, wie zahllose Menschen eigentlich nur als Vorbereitung eines wirklichen Menschen leben: zum Beispiel die PHILOLOGEN ALS VORBEREITUNG DES PHILOSOPHEN..."
Und weiter in diesem Geiste:
"Die meisten Menschen sind offenbar zufällig auf der Welt: es zeigt sich keine Notwendigkeit höherer Art in ihnen...Die Art, wie sie nun leben, zeigt, daß sie selbst nichts von sich halten, sie geben sich preis, indem sie sich an Lumpereien wegwerfen..." (kein Sinn für Höheres-meine Rede!)
Ziel muß sein:
"wir müssen alles wieder FÜR UNS UND NUR FÜR UNS tun und zum Beispiel die Wissenschaft an uns messen mit der Frage: Was ist uns die Wissenschaft? Nicht aber: Was sind wir der Wissenschaft?"
"Das HEIL DEINER SELBST geht ÜBER ALLES, soll man sich sagen: und es gibt keine Institution, welche du höher zu achten hättest als deine eigene Seele."
Doch das Gegenteil ist der Fall:
"Und so wirft er sich fort, indem er sich irgendwo einordnet, streng seine Pflicht tut und seine Existenz abbüßt."
Dabei sollte es sich so verhalten:
"Es ist die Sache des freien Mannes, SEINER SELBST WEGEN und nicht in Hinsicht auf andre zu leben. Deshalb hielten die Griechen das Handwerk für unanständig."
(Der freie Mann fliehe also  jede Form "banausischer" Arbeit.)
Abzulehnen ist weiterhin die unechte Begeisterung für die Antike. (So schwärmen viele Philologen für Cäsar und seine Legionen, wären aber nach spätestens 30 Minuten Waffentraining und/oder Geländemarsch kollabiert (umgekippt), da bin ich mir ganz sicher! Diese Schätzung ist noch optimistisch.
Der Stand der Philologoi zerfällt nun in zwei Gruppen:
1.) Lehrer
2.) Lehrer der Lehrer (Professoren, d.h. diejenigen, die solche Lehrer nachzüchten)
Gruppe 1 übergibt man "ausgewählte Jünglinge", begabt, mit einem hohen Sinn (wie meine Schüler; ridere licet!), deren Eltern Zeit und Geld für diese (und nicht für triviale Dinge) aufwenden.
Sind diese 3 Bedingungen nicht erfüllt, "so steht es in der Hand der Lehrer, sie abzuweisen". (Sie haben im Tempel der Wissenschaft nichts verloren!)
Genauso sollte die zweite Gruppe "falsche Eindringlinge" beseitigen.
Schlechte Bildung hat 2 Ursachen:
1.) man hält schlechte Bildung für gute
2.) man ist zu schwach, das Bessere durchzusetzen
"Im ersten Falle würden sie sagen, sie wüßten es nicht besser, im zweiten, sie könnten es nicht besser."
ad 1: sie verstehen das Altertum nicht (!); es wird als angeblich wichtigstes Erziehungsmittel in die Gegenwart hineingestellt
ad 2: sie sind nicht die geeigneten Werkzeuge
"sie wären mit Unrecht Lehrer und lebten in einer falschen Stellung: aber wie kamen sie dann in diese hinein? Durch eine Täuschung über sich und ihre Bestimmung."
Daher müsse der Philologe 3 Dinge verstehen:
1.) das Alterum
2.) die Gegenwart
3.) sich selbst
(und daß die Dummheit unendlich ist!)
(Sonst wird es nichts!)

E.